Grosser Vatikan-Prozess um Immobilien-Deal wird fortgeführt
Das Wichtigste in Kürze
- Am 17. März gibt es die nächste Sitzung im Prozess um einen Immobilien-Deal im Vatikan.
- Dies, obwohl sich die Verteidigung der Angeklagten mehrere Male dagegen wehrte.
- Ein Angeklagter freut sich darauf, endlich eine offizielle Aussage machen zu können.
Trotz etlicher Beschwerden der Verteidigung wird der historische Strafprozess um einen verlustreichen Immobilien-Deal im Vatikan fortgeführt. Der zuständige Richter Giuseppe Pignatone wies am Dienstag alle in den vergangenen Monaten vorgebrachten Einwände der Angeklagten zurück. Für den 17. März ordnete er die nächste Sitzung an.
Dann soll das eigentliche Verfahren mit Zeugenaussagen beginnen. Giovanni Angelo Becciu – der erste angeklagte Kardinal in einem Strafprozess im Vatikan – ist am ersten Tag dran. In dem Verfahren geht es im Kern um eine verlustreiche Investition des Heiligen Stuhls in eine Luxusimmobilie in Chelsea. Zudem ist die mutmasslich unrechtmässige Verwendung von Geldern dafür Thema.
Laut Anklage haben mehreren Personen an dem Deal verdient, es sollen Spendengelder der Gläubigen aus dem sogenannten Peters-Pfennig geflossen sein. Der Heilige Stuhl habe 217 Millionen Euro Verlust gemacht, wie eine aktuelle Schätzung ergab. Der Prozess hatte im Juli 2021 begonnen.
Beschuldigte können «endlich sprechen»
«Endlich kommt die Stunde, um die Wahrheit zu sagen», kommentierte Becciu die Entscheidung des Richters vom Dienstag. «Ich warte seit sieben Monaten, jetzt kann ich dann endlich sprechen – ich bin zufrieden.» Der Geistliche aus Sardinien hatte in der fraglichen Zeit des Immobilien-Deals bis Mitte 2018 eine hohe Funktion im Staatssekretariat inne. Dies ist die mächtigste Abteilung im Kirchenstaat.
Neben Becciu sind neun weitere Beschuldigte angeklagt, darunter zwei Finanzmakler, eine Sicherheitsberaterin und frühere Bedienstete der vatikanischen Finanzaufsicht. Die Vorwürfe der Strafverfolgung lauten etwa auf Korruption, Amtsmissbrauch, Veruntreuung und Betrug. Die Verteidiger warfen der Anklage vor allem vor, den Prozessbeteiligten nicht alle Beweismittel zur Verfügung gestellt zu haben.