Gutachten wirft Zweifel an Italiens «Albanien-Modell» auf

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Belgien,

Ein Gutachten des EuGH-Generalanwalts Richard de la Tour stellt im Rechtsstreit um Italiens Asyl-Modell dessen Rechtmässigkeit infrage.

Migranten Mittelmeer
Als erstes EU-Land wollte Italien gewisse Asyl-Verfahren im sogenannten Albanien-Modell ausserhalb der EU ansiedeln. (Archivbild) - dpa

Im Rechtsstreit um Italiens umstrittenes Asyl-Modell wirft ein Gutachten des Generalanwalts des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) Zweifel auf, ob es in dieser Form bestehen kann.

Zwar dürften EU-Mitgliedstaaten für ihre Asyl-Verfahren sichere Herkunftsländer selbst bestimmen, erklärte Generalanwalt Richard de la Tour. Die entsprechende Regelung müsse aber offenlegen, auf welchen Quellen diese basiere, damit Gerichte sie überprüfen könnten.

Als erstes EU-Land wollte Italien gewisse Asyl-Verfahren im sogenannten Albanien-Modell ausserhalb der EU ansiedeln. Die Asylanträge von männlichen Migranten, die im Mittelmeer aufgegriffen wurden, sollten in eigens errichteten Lagern in Albanien geprüft werden. Wer Anspruch auf Asyl hat, darf nach Italien einreisen – abgelehnte Bewerber sollen zurückgeführt werden.

Andere EU-Länder könnten folgen

Um Rückführungen zu beschleunigen, hat die italienische Regierung auch eine Liste sicherer Drittstaaten erstellt. Ob sie dazu befugt ist und ob die Liste in dieser Form rechtens ist, ist Kern des Verfahrens am EuGH.

Ein Gericht in Rom hatte den EuGH angerufen, weil das italienische Gesetz aus seiner Sicht nicht die Quellen erläutert, auf denen die Einstufung in sichere Länder fusst.

Eigentlich sollen in den beiden Lagern in Albanien italienische Beamte im Schnellverfahren über die Asylanträge von Mittelmeer-Flüchtlingen entscheiden. Die italienische Justiz blockierte die Pläne jedoch mehrfach. Zuletzt standen die Lager – ein Prestigeprojekt der Regierung – leer.

Das Gutachten des Generalanwalts ist für die Richterinnen und Richter nicht bindend, im Ergebnis folgen sie ihm aber häufig. Ein Urteil wird im Mai oder Juni erwartet. Einen Termin dafür gibt es noch nicht.

Meloni will Lager anders nutzen

Das Urteil des EuGH wird nicht nur in Rom mit Spannung erwartet: Sollte das Modell grünes Licht bekommen, könnte es in Europa Schule machen. Auch die EU hatte zuletzt Pläne für Zentren in Staaten ausserhalb der EU veröffentlicht.

Anders als das ursprüngliche «Albanien-Modell» geht es dabei allerdings nur um Rückführungszentren für abgelehnte Asylbewerber. Meloni hatte vor kurzem angekündigt, die Lager in Albanien ebenfalls für Rückführungen nutzen zu wollen.

Kommentare

User #3608 (nicht angemeldet)

Schengen/Dublin wirft auch Zweifel an der EU auf. Es funktioniert schlicht einfach nicht.

User #5870 (nicht angemeldet)

Das Boot ist überfüllt.

Weiterlesen

Meloni
3 Interaktionen
Erlass
Lidl
Krumm und fair

MEHR IN NEWS

Emmanuel Macron
Anhaltende Spannungen
Alexej Nawalny
1 Interaktionen
Haft
Ollanta Humala und Nadine Heredia
Geldwäsche
auto
Polizei schaut zu

MEHR ALBANIEN

Albanien
6 Interaktionen
Für ein Jahr
Flüchtlingslager Albanien
5 Interaktionen
Schlussphase
Migranten Mittelmeer
1 Interaktionen
Abschiebung
albanien serbien
1 Interaktionen
Verfeindet

MEHR AUS BELGIEN

Von der Leyen
8 Interaktionen
Aufrüstung
Ursula von der Leyen
6 Interaktionen
Partner
Lecanemab
4 Interaktionen
Lecanemab
EU Wegwerfhandys USA
52 Interaktionen
Spionagegefahr