Häftlinge geben heisse Tipps für «Cold Cases»

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Niederlande,

1500 alte ungelöste Verbrechen gibt es in den Niederlanden. Nun greift die Polizei zu einem verblüffenden Mittel bei der Fahndung: Ein Kalender macht Gefangene auf alte Fälle aufmerksam.

Holland
Leo Dortland, Sprecher der niederländischen Polizei in Amsterdam, sitzt an einem Schreibtisch. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die niederländische Polizei hat einen Kalender drucken lassen, in dem 52 ungelöste Verbrechen vorgestellt werden.
  • Dieser sogenannte «Cold Case»-Kalender wurde in den Gefängnissen verteilt.
  • Im vergangenen Jahr hat die Polizei 78 Hinweise bekommen, 32 davon waren sehr brauchbar.

Die 13-jährige Niederländerin, Ria de Vries, verliess am 3. Mai 1990 abends das Haus ihrer Mutter in Enschede im Osten des Landes nahe der deutschen Grenze. Fast ein Jahr später, am 9. April, machen Spaziergänger in einem Naturpark einen grausigen Fund. Sie wurde ermordet. Vom Täter fehlt jede Spur.

Sträflinge helfen bei ungelösten Fällen

Das könnte sich nun ändern – und zwar mit Hilfe von ungewöhnlicher Seite: von Strafgefangenen selbst. Die niederländische Polizei hat einen Tischkalender drucken lassen, in dem 52 ungelöste Verbrechen mit Fotos und knappen Informationen vorgestellt werden. Jede Woche eins. Im April geht es um den Fall von Ria de Vries.

Dieser «Cold Case»-Kalender wurde in einer Auflage von 48'000 Stück in den niederländischen Gefängnissen verteilt. Mit der freundlichen Bitte um Mithilfe, wenn nötig auch anonym. «Vielleicht halten Sie schon Jahre lang Informationen verborgen und wollen oder müssen dies nicht länger tun», werden die Gefangenen gefragt.

Mehr als 1500 sogenannte «Cold Cases» gibt es in den Niederlanden – nie aufgeklärte Verbrechen, wie der Mord an der Schülerin aus Enschede. Es sind Morde, Vergewaltigungen, Raubüberfälle oder Entführungen, und alle sind älter als drei Jahre.

Die Idee ist simpel

Gefangene wissen viel, und sie haben Zeit. «Wir wissen, dass sie relativ viel über begangene Verbrechen wissen», sagt der Kriminalexperte Jeroen Hammer. Schliesslich redeten die Insassen miteinander.

Und viele Häftlinge scheuen sich nicht, Informationen an Ermittler weiterzugeben. Zwei Drittel finden den Kalender laut einer Umfrage eine gute Idee. «Sie wollen mit uns reden», sagt der Sprecher der niederländischen Kriminalpolizei, Robbert Salome. Hilfreich ist wohl auch die versprochene Belohnung von bis zu 20'000 Euro für einen entscheidenden Hinweis.

Im vergangenen Jahr hatte die Polizei einen solchen Kalender erstmals in einigen Haftanstalten getestet. Es war ein Erfolg. «2017 bekamen wir 78 Hinweise, 32 davon waren sehr brauchbar», sagt Salome.

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