Das Filmfest München träumt vom grossen Glamour

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Deutschland,

Auf Empfängen drängelt sich halb Hollywood und alles ist unglaublich glamourös - ist das die Zukunft fürs Filmfest München? Filmfestspiele wie in Venedig, davon träumt zumindest Markus Söder.

Thomas Gottschalk und seine Freundin Karina Mross beim Filmfest München. Foto: Felix Hörhager
Thomas Gottschalk und seine Freundin Karina Mross beim Filmfest München. Foto: Felix Hörhager - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Luxushotel Bayerischer Hof in München ist es heiss.

Sehr heiss. Menschen in Abendroben drängeln sich im Festsaal. Dazwischen Fotografen auf der Suche nach einem interessanten Bild. Schauspieler sind da, aber auch Entertainer Thomas Gottschalk in Begleitung seiner Freundin Karina Mross. Und Schlagersänger Patrick Lindner, der von seinem neuen Album schwärmt.

Es ist Filmfest, mit hitzigen Temperaturen, wie so oft zu dieser Zeit. Als Deutschlands sonnigstes Filmfest wird es gerne beworben und als Publikumsfestival, bei dem Kinogänger prominente Schauspieler und Filmemacher live erleben können. Dem bayerischen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) reicht das nicht. Er träumt von mehr Glamour, mehr Grösse, mehr Stars.

Eine Liga mit den berühmten Filmfestspiele von Cannes, Venedig und Berlin? «Da sollte auch München seinen Platz finden», forderte Söder kürzlich in der «Süddeutschen Zeitung». «Erst mal aufschliessen. Überholen kann man dann immer noch.»

Schon vor einem Jahr hatte er ähnliches gesagt. «Bayerns Ministerpräsident will die Berlinale vom Platz kicken. 1. Filmclub München gegen den 1. FC Berlin», hatte der Berliner «Tagesspiegel» damals gelästert. Der Münchner Berlin-Komplex ist nicht ganz unbegründet. Hollywood-Stars feiern ihre Filmpremieren am liebsten in der Hauptstadt. Auch deutsche Schauspieler zieht es dorthin. Dafür gibt es in München Produktionsfirmen und Unternehmen etwa für digitale Effekte oder Filmtechnik mit weltweitem Renommee.

Wieder mehr Glamour an die Isar - das soll auch mit Geld gelingen. Der Freistaat Bayern, der das Festival mit der Stadt München finanziert, stockte seinen jährlichen Anteil um drei Millionen Euro auf. Die Stadt München soll nach dem Willen der Staatsregierung nachziehen. Ein Budget von rund 7,5 Millionen Euro im Jahr hat das Filmfest nun. Eine stattliche Summe, aber nicht zu vergleichen mit der Berlinale, die ihr Star-Aufgebot mit 26 Millionen Euro finanziert. Der Freistaat hofft deshalb auf Geld vom Bund. «Es kann nicht sein, dass praktisch nur die Berlinale von der Filmförderung des Bundes profitiert», beschwerte sich Söder.

Im Haus von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) in Berlin stösst er allerdings auf taube Ohren. Neben der Berlinale werde in begrenztem Umfang «eine kleine Auswahl gesamtstaatlich bedeutsamer Festivals» gefördert wie die Kurzfilmtage Oberhausen oder die Hofer Filmtage, hiess es auf Anfrage. An der Finanzierung, Organisation oder inhaltlichen Ausrichtung des Münchner Filmfestes sei man nicht beteiligt und habe hierzu auch keine Pläne. Auch die Stadt München will nicht so ohne weiteres den Geldbeutel öffnen: «Einfach nur grösser ist kein Konzept. Es braucht eine inhaltliche Diskussion, bevor wir über weitere Gelder sprechen», erklärte der scheidende Kulturreferent Hans-Georg Küppers.

Das drängendste Problem ist die Suche nach einem neuen Standort für das Festivalzentrum, bisher im Gasteig. Doch das Kulturzentrum soll für eine Sanierung ab 2021 geschlossen. «Der Standort ist die Schlüsselfrage, an der alles weitere hängt», hiess es dazu beim Digitalministerium. Ohne neues Festivalzentrum kein Festival.

Auf einen guten Standort hofft deshalb auch Filmfestleiterin Diana Iljine. Ihr Traum: «Ein richtiges Volksfest, das Film beziehungsweise audiovisuelle Kunst zelebriert». Den Vergleich mit Berlin scheut sie nicht. «Wir haben hier den Luxus, dass das Publikum die Stars hautnah erleben kann - und das möchten wir auch weiter garantieren.» Michael Caine, Emma Thompson, Audrey Hepburn - alle schon mal auf dem Filmfest. In diesem Jahr kommen der spanische Frauenschwarm Antonio Banderas und der Brite Ralph Fiennes.

Moderator Thomas Gottschalk rät deshalb zur Gelassenheit: «In Berlin sind die Cineasten unter sich und das Publikum ist weitgehend draussen», meinte er am Donnerstagabend bei der Eröffnung. München solle lieber eine Party aufziehen, die beides verbinde. «München war immer gut damit bedient, sich anders zu präsentieren. Wenn München Berlin sein wollte und wenn München Venedig sein will, wird das nicht klappen.»

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