IfW-Analyse: USA Taktgeber bei Ukraine-Hilfe und Europa zögerlich
Deutschland und andere Staaten bringen zur Krisenbewältigung im eigenen Land infolge des Krieges erheblich mehr Mittel auf als zur Unterstützung der angegriffenen Ukraine. Darauf verweist das Kiel Institut für Weltwirtschaft in der aktuellen Analyse «Ukraine Support Tracker» vom Dienstag, die militärische, finanzielle und humanitäre Hilfen, die der Ukraine zugesagt wurden, erfasst. So habe Deutschland seit Anfang 2022 über 250 Milliarden Euro an Subventionen angekündigt, um den Anstieg der Energiepreise für Verbraucher und Unternehmen abzufedern. Die bilateralen Hilfszusagen an die Ukraine erreichten 6,15 Milliarden Euro, plus anteilig 7,2 Milliarden über die EU – zusammen nur fünf Prozent der angekündigten Energiehilfen in Deutschland.
Das Wichtigste in Kürze
- Andere EU-Länder versprachen im Schnitt im eigenen Land das Zehnfache der Summe, die sie für die Unterstützung der Ukraine aufbrachten.
Allein der von Deutschland 2022 beschlossene Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket im Regionalverkehr haben mit 5,65 Milliarden Euro eine ähnliche Grössenordnung wie die bilateralen Ukraine-Hilfen. Ein Vielfaches gibt es zur Rettung des Energiehandelskonzerns Uniper (34,5 Milliarden Euro) oder für das Bundeswehr-Sondervermögen (100 Milliarden).
«Die Amerikaner sind in der Unterstützung der Ukraine der Taktgeber», sagte der Leiter des Analyseteams, Christoph Trebesch. «Die Zögerlichkeit der Europäer im ersten Kriegsjahr ist ein bemerkenswertes Phänomen, zumal finanzielle Ressourcen schnell mobilisierbar sind.»
2022 hatten die EU-Länder bei Ukraine-Hilfen zwischenzeitlich die USA überholt, die nun wieder vorne sind. Mit weiteren Zusagen im Volumen von 37 Milliarden Euro im Dezember haben die USA nunmehr knapp über 73,1 Milliarden Euro vorgesehen, die EU 54,9 Milliarden.