Immer mehr traumatisierte Soldaten in Behandlung
Gefährliche Einsätze wie in Afghanistan oder Mali haben unter den Soldaten der Bundeswehr immer häufiger bleibende Folgen. So einfach stecken sie konkrete Erfahrungen von Krieg und Gewalt nicht weg.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Soldaten der Bundeswehr sind wegen einsatzbedingter psychischer Probleme in Behandlung.
Das zeigt die Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über die zunächst das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtete.
Demnach wurden im Jahr 2013 noch 602 traumatisierte Soldatinnen und Soldaten psychiatrisch behandelt - 2019 waren es bereits 1006 und 2020 schon 1116 Einsatzkräfte. Für die ersten fünf Monate dieses Jahres gibt das Ministerium die Zahl mit 762 an.
Auch die Zahl der erstmals diagnostizierten und wohl aus dem Einsatz herrührenden psychischen Störungen stieg von 274 im Jahr 2017 auf 301 im Jahr 2020. Allerdings lag sie in den Vorjahren schon mehrfach höher, etwa im Jahr 2011 mit 389 Erstdiagnosen.
Der Verteidigungsexperte der Linksfraktion, Matthias Höhn, forderte Bundesregierung und Bundestag auf, langfristige Konsequenzen gefährlicher Einsätze wie in Afghanistan oder Mali gut abzuwägen. «Wir brauchen eine breite Debatte in Politik und Gesellschaft, wie wir mit der steigenden Anzahl an erkrankten Soldatinnen und Soldaten umgehen», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Betroffene bräuchten Gehör, Sichtbarkeit und Hilfe. «Vor allem haben sie Anspruch darauf, dass Bundesregierung und Bundestag den Sinn von Auslandseinsätzen genau überprüfen.»
Ihr Engagement in Afghanistan hat die Bundeswehr vor wenigen Wochen beendet. In Mali sind die Soldaten weiterhin im Einsatz. Im Juni waren dort bei einem Selbstmordanschlag auf eine deutsche Blauhelm-Patrouille 12 deutsche sowie ein belgischer Soldat verletzt worden. Insgesamt ist die Bundeswehr derzeit in elf Auslandseinsätzen engagiert.