In Azovstal: Erste Soldaten verlassen ukrainisches Stahlwerk
Rund 260 Kämpfer konnten in Azovstal aus dem Stahlwerk entkommen. Bis zum Gefangenenaustausch befinden sie sich in russischer Obhut.
Das Wichtigste in Kürze
- Rund 260 Kämpfer, darunter 53 Schwerverletzte haben Azovstal verlassen können.
- Die Aufgaben zur Verteidigung seien erfüllt worden, ein Freikämpfen nicht möglich.
- In einem Gefangenenaustausch sollen die Kämpfer später zurückkehren.
Wochen blockiereten Russen das Asow-Stahlwerk in Mariupol. Nun konnten rund 260 ukrainische Soldaten nach Behördenangaben das Gebäude verlassen. Darunter seien 53 Schwerverletzte, teilte der ukrainische Generalstab gestern bei Facebook mit.
Auch seien 211 weitere ukrainische Kämpfer in die von russischen Truppen besetzte Ortschaft Oleniwka gebracht worden. Sie sollen später in einem Gefangenenaustausch zurückkehren, hiess es.
Russland bestätigt Gefangennahme
Inzwischen hat Russland dies ebenfalls bestätigt. «In den vergangenen 24 Stunden haben 265 Kämpfer, darunter 51 Schwerverletzte, ihre Waffen niedergelegt. Sie haben sich in Gefangenschaft begeben», sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Dienstag. Die Zahlen unterscheiden sich somit geringfügig von den Angaben aus Kiew.
Die Schwerverletzten seien in die Stadt Nowoasowsk transportiert worden. An der Evakuierung der weiteren Verteidiger des Stahlwerks Azovstal werde noch gearbeitet.
«Wir haben wichtige Zeit für die Formierung von Reserven, eine Kräfteumgruppierung und den Erhalt von Hilfe von unseren Partnern erhalten.» Dies schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar bei Facebook.
Alle Aufgaben zur Verteidigung von Mariupol seien erfüllt worden. Ein Freikämpfen von Azovstal sei nicht möglich gewesen. Das Wichtigste sei jetzt, das Leben der Verteidiger von Mariupol zu wahren.
Ukrainian troops reportedly leaving the Azovstal by Russian busses now.
— Illia Ponomarenko 🇺🇦 (@IAPonomarenko) May 16, 2022
By @Reuters pic.twitter.com/3r0G4uubTS
Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte in seiner täglichen Videoansprache, die Ukraine brauche ihre Helden aus Mariupol lebend. Die Hafenstadt Mariupol war bereits kurz nach dem russischen Einmarsch im Februar eingekesselt worden.
Die russischen Truppen übernahmen schrittweise die Kontrolle. Die letzten ukrainischen Verteidiger der Stadt verschanzten sich aber in dem riesigen Stahlwerk mit mehreren unterirdischen Etagen.
Die russischen Truppen riskierten keinen Erstürmungsversuch, blockierten aber alle Zugänge. Hunderte Zivilisten waren bereits in den vergangenen Tagen vom Werksgelände evakuiert worden. Über den Abzug der zum Teil schwer verletzten Soldaten, die kaum noch Vorräte und Wasser hatten, wurde lange verhandelt.