Indigene Völker: Papst entschuldigt sich und will nach Kanada reisen
Das Wichtigste in Kürze
- Der Papst hat sich mit Vertretern verschiedener indigener Gruppen in Rom getroffen.
- Er entschuldigte sich für den jahrzehntelangen Missbrauch in kanadischen Heimen.
- Das Oberhaupt der katholischen Kirche empfinde «Scham» und «Schmerz».
Jahrzehntelang wurden indigene Völker – vor allem Kinder – in katholischen Einrichtungen in Kanada missbraucht. Papst Franziskus hat sich dafür entschuldigt.
Er empfinde «Scham» und «Schmerz», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Freitag. Dies bei einem Treffen mit Vertretern verschiedener indigener Gruppen in Rom.
Papst will nach Kanada reisen
Er fügte hinzu: «Ich bitte Gott um Vergebung für das erbärmliche Verhalten dieser Mitglieder der katholischen Kirche.» Und er «bitte Sie gemeinsam mit meinen kanadischen Bischofsbrüdern um Entschuldigung». Zugleich kündigte der Papst für Ende Juli eine Reise nach Kanada an.
Er habe mit grosser Traurigkeit die Berichte «des Leids, der Entrechtung, der diskriminierenden Behandlungen und unterschiedlichen Formen des Missbrauchs vernommen». Dies hätten seine Gesprächspartner vor allem in den Internaten erfahren.
Er verurteilte zudem die «ideologische Kolonisation» und «Angleichungsmassnahmen», denen «so viele Kinder zum Opfer fielen». «Eure Identität und eure Kultur wurden verletzt, zahlreiche Familien getrennt», bedauerte der Pontifex.
Indigene Völker sollten sich an weisse Gesellschaft anpassen
In Kanada waren ab 1874 Kinder von Ureinwohnern und gemischten Paaren von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt worden. Rund 150'000 Kinder wurden in kirchliche Heime gesteckt, um sie so zur Anpassung an die weisse Mehrheitsgesellschaft zu zwingen. Viele von ihnen wurden in den Heimen misshandelt oder sexuell missbraucht. Nach bisherigen Angaben starben mindestens 3200 dieser Kinder, die meisten an Tuberkulose, Vernachlässigung oder Mangelernährung.
Die Entdeckung hunderter anonymer Gräber in den vergangenen Monaten hatte Kanada erschüttert. Viele Überlebende forderten ein deutliches Zeichen von Papst Franziskus. Die katholische Kirche Kanadas hatte sich im September offiziell bei den kanadischen Ureinwohnern entschuldigt.
Viele indigene Völker machen die Heime, die ganze Generationen geprägt haben, für heutige soziale Probleme verantwortlich. Darunter Alkoholismus, häusliche Gewalt und erhöhte Suizidraten unter den Indigenen. Dennoch war den zahlreichen Berichten über Missbrauch und hohe Todesraten in den sogenannten Residential Schools nie ernsthaft nachgegangen worden. Die letzten dieser Schulen schlossen erst in den 90er Jahren.