Irlands Premier kritisiert Amnestie-Pläne für Nordirland-Konflikt
Der irische Premierminister Micheál Martin kritisiert Grossbritanniens Pläne für eine Amnestie im Nordirland-Konflikt scharf.
Das Wichtigste in Kürze
- Die britische Regierung will eine Amnestie für Soldaten im Nordirland-Konflikt sprechen.
- Der irische Premierminister Micheál Martin hat diese Pläne nun scharf kritisiert.
- Er bezeichnete eine Amnestie als «Verrat an den Opfern aller Gewalt».
Der irische Premierminister Micheál Martin hat die Amnestie-Pläne der britischen Regierung für Soldaten und ehemalige Paramilitärs im Nordirland-Konflikt kritisiert. Britische Soldaten, die beispielsweise in die Tötung von Zivilisten beim Bloody-Sunday-Massaker 1972 verwickelt waren, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. Das sagte Martin am Mittwoch im irischen Parlament in Dublin.
«Das wäre komplett inakzeptabel, es wäre ein Verrat an den Opfern aller Gewalt», sagte Martin weiter. Die Regierung in London habe die Aufarbeitung der Gewalt in Nordirland schon viel zu lange verschleppt.
Das Bloody-Sunday-Massaker in der nordirischen Stadt Derry, die offiziell Londonderry genannt wird, jährt sich am 30. Januar zum 50sten Mal. Britische Soldaten eröffneten damals während eines weitgehend friedlichen Protestmarschs das Feuer auf Demonstranten. 13 Menschen starben dabei, 15 wurden verletzt.
Obwohl die britische Regierung 2010 nach Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts anerkannte, dass die Tötungen ungerechtfertigt waren, musste sich bis heute niemand vor Gericht dafür verantworten.
Nun will London einen Strich unter die juristische Aufarbeitung ziehen. Die im vergangenen Jahr vorgestellten Pläne sehen ein Verbot für weitere Verfahren im Zusammenhang mit der Gewalt während Konflikts vor. Sie werden jedoch von allen Seiten in der ehemaligen Bürgerkriegsregion abgelehnt.
Langer Konflikt in Irland
Nordirland ist Teil des Vereinigten Königreichs. Die Gesellschaft dort ist tief gespalten in Protestanten, die sich als Briten verstehen und Katholiken, die sich als Iren definieren. Letztere fordern eine Vereinigung des Landesteils mit der Republik Irland. Drei Jahrzehnte lang lieferten sich militante Gruppen auf beiden Seiten sowie Polizei und das britische Militär einen erbitterten Bürgerkrieg. Dieser endete erst 1998 und forderte Tausende Toten. Unter anderem wegen des Brexits wuchsen die Spannungen dort zuletzt wieder.