Israel-Krieg: Antijüdischer Mob stürmt russischen Flughafen
Am russischen Flughafen Machatschkala kommt ein Evakuierungsflug aus dem Israel-Krieg an. Ein Mob flutet das Gelände und sucht nach Juden.
Das Wichtigste in Kürze
- Im russischen Nordkaukasus kommt es am Sonntagabend zu Krawallen.
- Eine Menschenmenge stürmte den Flughafen in Machatschkala.
- Mit Palästina-Flaggen gingen sie auf die Suche nach Juden.
Wegen des Gaza-Konflikts kommt es in Russlands muslimisch geprägtem Nordkaukasus verstärkt zu antijüdischen Übergriffen.
In Machatschkala in der Teilrepublik Dagestan drang eine Menschenmenge am Sonntagabend in den Flughafen ein. Dies, weil dort eine Maschine aus Tel Aviv gelandet war, in der angeblich Flüchtlinge aus Israel sassen.
Zahlreiche Menschen liefen auch auf das Flugfeld. Der Flugplatz wurde vorübergehend geschlossen. Ankommende Flugzeuge wurden auf andere Flughäfen umgeleitet, wie die staatliche Flugaufsicht Rosawiazija der Agentur Tass zufolge mitteilte.
Videos in den sozialen Medien sollen den Vorfall zeigen. Zu sehen ist, wie die Gruppe in den Flughafen eindringt. Einige tragen eine Palästina-Flagge. Unter anderem sind auch «Allahu akbar»-Rufe zu hören.
Airport in 🇷🇺 Makhachkala now, after arrival of a plane from Israel. People looking for Jews. Imagine if they find one.#Antisemitism #RussiaIsATerroristState pic.twitter.com/O0HXhyW6yD
— olexander scherba🇺🇦 (@olex_scherba) October 29, 2023
Am Samstag umringte eine Menge aufgebrachter Menschen ein Hotel in der Stadt Chassawjurt in Dagestan. Dies, weil es das Gerücht gab, dort seien Flüchtlinge aus Israel untergebracht.
Die staatliche Agentur Ria bestätigte diesen Vorfall. Nach örtlichen Berichten drangen mehrere Dutzend Männer in das Hotel ein, um angeblich die Pässe der Hotelgäste zu kontrollieren. Die Polizei riegelte das Hotel ab.
Evakuierungsflüge aus Israel-Krieg landen im Nordkaukasus
Verschärft wird die Lage dadurch, dass die Evakuierungsflüge für russische Staatsbürger aus Tel Aviv ausgerechnet im Nordkaukasus landen. Nämlich auf den Flughäfen Machatschkala, Mineralnyje Wody und Sotschi. Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern halten die russischen Muslime zu ihren palästinensischen Glaubensbrüdern.
In Naltschik wurden am Sonntag Reifen neben einem jüdischen Kulturzentrum im Bau angezündet, wie die Nachrichtenagentur Ria meldete. Das Gebäude wurde nach Angaben der Sicherheitsbehörden der Teilrepublik Kabardino-Balkarie mit extremistischen Losungen beschmiert. Fotos zufolge stand dort «Tod den Juden». In der Teilrepublik Karatschajewo-Tscherkessien riefen Demonstranten dazu auf, die örtliche jüdische Bevölkerung auszusiedeln.
Der Republikchef von Dagestan, Sergej Melikow, rief die Bevölkerung auf, sich nicht von Extremisten aufstacheln zu lassen. Diese wollten die Lage destabilisieren.
«Wegen der Fakes, die von unseren Feinden verbreitet werden, waren einige noch ganz junge Leute drauf und dran, die Gesetze zu verletzen», schrieb er auf Telegram. Auch die islamische Geistlichkeit der Region stellte klar: «Der Antisemitismus hat keinen Platz im multiethnischen Nordkaukasus.»
Wegen der Nahost-Gewalt hatte sich Präsident Wladimir Putin vergangene Woche mit den Oberhäuptern der in Russland vertretenen Religionen getroffen. Dabei beschwor er ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen in dem grossen Land.
Israel: Russland muss Sicherheit gewährleisten
Nach antijüdischen Vorfällen hat Israel die russischen Behörden am Sonntag zum Schutz seiner Staatsbürger aufgefordert.
Es werde erwartet, «dass die russischen Strafverfolgungsbehörden die Sicherheit aller israelischen Bürger und Juden gewährleisten und entschlossen gegen Randalierer und wilde Aufwiegelung gegen Juden und Israelis vorgehen», teilten das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sowie das israelische Aussenministerium gemeinsamen mit.
«Israel nimmt Versuche, israelischen Bürgern und Juden irgendwo zu schaden, sehr ernst» und beobachte die Ereignisse in Dagestan, hiess es in der Mitteilung. Der israelische Botschafter in Russland, Alex Ben Zvi, arbeite mit den russischen Behörden zusammen, «um das Wohlergehen von Juden und Israelis vor Ort zu gewährleisten».