Gut ein Dutzend Tote im Gazastreifen und in Israel bei gegenseitigem Beschuss

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Erneute Eskalation in Nahost: Militante Palästinenser im Gazastreifen haben am Wochenende hunderte Raketen auf Israel abgefeuert und damit israelische Vergeltungsangriffe ausgelöst.

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Ein israelisches Geschoss. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Lage in Nahost spitzt sich mit Raketenbeschuss und Luftangriffen weiter zu.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden am Wochenende vom Gazastreifen aus rund 600 Geschosse Richtung Israel gefeuert. Auf israelischer Seite wurden nach Behördenangaben drei Menschen getötet, die Palästinenser meldeten 16 Tote. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte weitere «massive Angriffe» an.

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern aus dem Gazastreifen hatte sich am Samstagmorgen zugespitzt, nachdem es am Freitag bei Demonstrationen an der Grenze gewaltsame Zusammenstössen gegeben hatte.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte bei einer Kabinettssitzung am Sonntag, er habe das Militär angewiesen, seine «massiven Angriffe gegen terroristische Elemente im Gazastreifen» fortzusetzen. Dazu sollten weitere Truppen und Gerät an die Grenze verlegt werden. Die Europäische Union rief die Palästinenser am Sonntag erneut auf, den Raketenbeschuss auf Israel einzustellen. Ansonsten drohe ein «Konflikt ohne Ende», warnte die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini.

Die israelische Armee teilte am Sonntag mit, seit Samstagmorgen seien etwa 600 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Ein Teil von ihnen sei abgefangen worden. Bei einem Raketenangriff auf die israelische Stadt Aschkelon wurde in der Nacht zum Sonntag ein Mann getötet, am Sonntag gab es dort nach Polizeiangaben zwei weitere Todesopfer.

Die israelische Armee reagierte am Wochenende mit zahlreichen Vergeltungsangriffen auf den Raketenbeschuss. Panzer und Flugzeuge griffen nach Armeeangaben rund 220 Ziele im Gazastreifen an, darunter einen Angriffstunnel der Islamistengruppe Islamischer Dschihad. Nach palästinensischen Angaben wurden dabei am Samstag und Sonntag 15 Palästinenser getötet. Unter den Toten vom Samstag seien ein Kleinkind und eine schwangere Frau - nach Angaben von Angehörigen Tante und Nichte. Das Gesundheitsministerium hatte sie zunächst als Mutter und Tochter bezeichnet.

Die israelische Armee wies am Sonntag den Vorwurf zurück, sie sei für den Tod der beiden verantwortlich. Vielmehr seien die Frau und das Kind durch fehlgeleitete Schüsse der radikalislamischen Hamas getötet worden, erklärte Armeesprecher Ronen Manelis. Unter den Opfern vom Sonntag war nach palästinensischen Angaben ebenfalls eine Schwangere.

Bei einem der am Sonntag getöteten Palästinenser handelte es sich nach übereinstimmenden Angaben aus Gaza und Israel um einen 34-jährigen Kommandeur des bewaffneten Flügels der Hamas. Er soll nach israelischen Angaben dafür gesorgt haben, dass Geld aus dem Iran an die Hamas und den Islamischen Dschihad floss.

Der Islamische Dschihad teilte mit, unter den Toten seien auch vier seiner Mitglieder. Die Gruppe bekannte sich zu einem Teil der Raketenangriffe auf Israel und erklärte, sie sei zu weiteren Angriffen bereit.

In Gaza wurden nach Angaben von Anwohnern zwei mehrstöckige Gebäude zerstört. Israelischen Angaben zufolge befanden sich in einem der Gebäude Büros des Militärgeheimdienstes und der Sicherheitsdienste der Hamas.

In einem der zerstörten Gebäude befand sich nach Angaben von Anwohnern das Büro der staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan verurteilte «den Angriff Israels auf das Büro der Agentur Anadolu in Gaza scharf». Die Anadolu-Mitarbeiter waren nach Angaben der Agentur nach einem Warnschuss kurz vor dem Beschuss in Sicherheit gebracht worden.

Die US-Regierung stellte sich angesichts der Eskalation des Konflikts hinter Israel. «Wir stehen auf der Seite Israels und unterstützen sein Recht auf Selbstverteidigung gegen diese abscheulichen Attacken», erklärte eine Sprecherin des US-Aussenministeriums. Vertreter Ägyptens und der UNO bemühten sich um eine Beruhigung der Lage.

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