Italiens Mafia wird schwulenfreundlich
Das Wichtigste in Kürze
- Laut einem Insider ist die italienische Mafia schwulenfreundlich geworden.
- Schwule Mitglieder in niederen Rängen werden nun geduldet.
Früher wurden Mafia-Mitglieder ermordet, wenn sie auch nur im Verdacht standen schwul zu sein. Dies soll nun ein Ende haben: Die italienische Gangsterorganisation geht mit der Zeit und erlaubt Schwule in ihren unteren Rängen.
Gratteri: «Untergräbt Bild von harten, männlichen Typen»
Dieses Umdenken wurde von Star-Anwalt Nicola Gratteri aufgedeckt, der in den letzten drei Jahrzehnten die Mafia verfolgt hat. Er sagte gegenüber der «Times»: «Das untergräbt natürlich ihr Bild von sich selbst als harte, männliche Typen.»
Aber die Mafia habe beschlossen mit der Zeit zu gehen und sich mit der Gesellschaft weiterzuentwickeln. «Schwule werden jetzt als Fusssoldaten akzeptiert, solange sie ihre sexuelle Orientierung nicht öffentlich rumposaunen», so Gratteri.
Drag-Clubs und Liebesbriefe bei Mafia
Der 61-Jährige, der unter Polizeischutz steht, hat Gespräche zwischen 'Ndrangheta-Mitgliedern mitverfolgt, in denen offenbart wurde, dass sich die jüngeren unter ihnen gerne in Drag-Clubs vergnügen.
Ein Sohn eines prominenten Verbrecher-Chefs sei sogar eine berühmte Drag-Queen mit Namen Lady Godiva. Die 'Ndrangheta kontrollieren rund 80 Prozent des Kokain-Flusses in Europa.
Weiter habe der Italiener «leidenschaftliche» Briefe zwischen einem Gangster-Boss und einem jungen Leutnant abgefangen. Für Gratteri eine bemerkenswerte Änderung in der Einstellung der Mafia.
Früher konnte auch nur ein Verdacht auf homosexuelle Liebeleien mit dem Tod bestraft werden. 1992 wurde John D'Amato, der frühere Chef der DeCavalcante-Familie in New Jersey, von seinen eigenen Mitgliedern erschossen, nachdem er verdächtigt wurde, bisexuell zu sein.
Anthony Capo, ein weiterer DeCavalcante-Verbrecher, sagte beim Prozess: «Niemand würde uns respektieren, wenn wir einen schwulen Chef hätten.»
Garetti: «Junge sind zerbrechlicher»
Laut Gratteri gebe es Anzeichen dafür, dass die 'Ndrangheta weicher werden. Er fügte hinzu: «Ich habe die Grossväter und Väter der heutigen Chefs vor Gericht gestellt. Sie waren trotz langer Gefängnisstrafen absolut teilnahmslos.»
Die Jungen von heute würden den Stress des Gefängnisses nicht so ertragen können wie ihre Eltern: «Sie werden paranoid und depressiv. Sie sind zerbrechlicher», so der Anwalt.
Während sich die Zeiten ändern, lebt Gratteri immer noch in Angst um sein Leben. Im Jahr 2005 hörte er, wie ein Mafia-Chef und sein Schwiegersohn beiläufig über Pläne sprachen, ihn zu ermorden. Vor zwei Jahren deckte die Polizei einen Plan auf, ihn mit 3 kg Plastiksprengstoff in die Luft zu jagen.