Ende Oktober ist Jean-Claude Juncker nicht mehr der Präsident der Europäischen Kommission. Seine Amtszeit war geprägt von Ups und Downs.
Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sorgte für viele skurrile Momente. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Jean-Claude Junckers Amtszeit als EU-Kommissionspräsident endet Ende Monat.
  • Dabei sorgte er für viele Schmunzler und kritische Blicke.
  • Doch einige Anliegen gelangen dem Luxemburger nicht.
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Für Jean-Claude Juncker stehen Ende Monat grosse Veränderungen an. Der 64-Jährige hört nach fünf Jahren mit dem Amt als EU-Kommissionspräsident auf. Unvergesslich bleiben die unzähligen Momente um und mit Juncker, die manchmal ganz schön skurril waren.

Schweizweit sorgte Junckers «Busi» während Bundesrätin Simonetta Sommarugas Besuch in Brüssel für Schlagzeilen. Im Mai 2015 reiste Sommaruga nach Brüssel und bekam die «Ehre» des Juncker-Kusses.

Berüchtigte Begrüssungen von Jean-Claude Juncker

Der Luxemburger ist berühmt-berüchtigt für seine Begrüssungen. Bei einem Treffen im letzten Jahr begrüsste Juncker die Protokoll-Chefin Pernilla Sjölin mit einem beherzten Durchwuscheln der Haare. Sjölin reagierte sichtlich irritiert.

Doch der scheidende Ratspräsident Jean-Claude Juncker nahm auch kein Blatt vor den Mund. Bei einem Treffen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán sagte Juncker: «Ah, da kommt der Diktator!»

Juncker gab dabei dem nationalkonservativen Orbán noch eine Ohrfeige mit auf den Weg. Der Ministerpräsident fand augenscheinlich keinen Gefallen daran.

Jean-Claude Juncker begrüsst Viktor Orbán.

Die Reaktionen auf Juncker im Sommer 2018 fielen dafür besonders harsch aus. Bei einem Nato-Gipfel kam der Mann ins Schwanken, Politkollegen mussten den Luxemburger stützen. Später wurde er gar in einem Rollstuhl verfrachtet.

Alkoholproblem?

Böse Zungen attestierten dem Mann mit dem speziellen Humor ein Alkoholproblem. Anfänglich zögerte Junckers Team mit ein Stellungsname: «Es wäre nicht angemessen, irgendwelche gesundheitlichen Probleme öffentlich zu diskutieren.» Doch in den sozialen Medien kochten die Emotionen hoch.

Das Video des Auftritts von Jean-Claude Juncker am Nato-Gipfel.

Am Ende gab es dann doch eine Erklärung. Der Kommissionspräsident leide, wie er bereits vor dem Vorfall betont hatte, an Rückenschmerzen. Während des Gipfels seien diese besonders stark gewesen.

Doch wer Jean-Claude Juncker lediglich auf die skurrilen Momente seiner Amtszeit reduziert, tut dem 64-Jährigen unrecht. Juncker ist durchaus selbstkritisch. Bei seiner Bilanz-Rede liess er verlauten, dass die ganze Migrationsthematik hätte besser gelöst werden können.

Europäischer Mindestlohn scheiterte

«Aber lasst uns nicht vergessen, dass wir dank Europa im Mittelmeer 760'000 Menschenleben gerettet haben», so Juncker. Doch andere Projekte gelingen weitaus weniger.

Etwa ein europäischer Mindestlohn. Beim Brexit schaffte es Juncker und sein Team ebenfalls nicht, eine definitive Lösung vor dem Ende seiner Amtszeit zu erreichen.

Oder eine Lösung des Streits um das Rahmenabkommen. Eigentlich peilte der Luxemburger eine Lösung noch während seiner Amtszeit an. Doch dieses gelang ihm nicht.

Der selbsternannte Freund der Schweiz gibt sich darüber zerknirscht. Und: Die Eidgenossen hätten ein getrübtes Bild über die Tiefe seiner Persönlichkeit, wie er Anfang Jahr klagte.

Doch ab November hat die ehemalige deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen das Ruder in der Hand. Dann wird sich zeigen, ob auch Sie eine «Freundin der Schweiz» ist.

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