Leidenschaftliche Aufrufe zu mehr Klimaschutz bei COP26 in Glasgow

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Mit leidenschaftlichen Appellen haben führende Politiker bei der Weltklimakonferenz in Glasgow für schärfere Klimaschutzmassnahmen geworben.

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Guterres warnte eindringlich vor einem «Weiter-so». - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Indien präsentiert Klimaziele: Klimaneutralität erst bis 2070.

«Wir sind nicht da, wo wir hinmüssen», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag. Eindringlich vor einem Weiter-so warnte UN-Generalsekretär António Guterres: «Wir schaufeln unser eigenes Grab.» Indiens Premierminister Narendra Modi stellte die mit Spannung erwarteten Klimaziele seines Landes vor. Demnach soll der drittgrösste Treibhausgas-Emittent der Welt erst bis 2070 klimaneutral sein.

Merkel verwies auf die bislang unzureichenden Klimaziele in vielen Ländern der Welt. Die von den Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens eingereichten Treibhausgas-Reduktionsziele «ergeben zusammen nicht das, was wir in Paris vereinbart haben», betonte sie.

Bei der Pariser Klimakonferenz vor sechs Jahren hatten sich die Teilnehmerstaaten auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, idealerweise auf 1,5 Grad, im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter geeinigt. Dieses Ziel bekräftigten am Sonntag auch die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe zum Abschluss ihres Gipfels in Rom.

UN-Experten warnen allerdings, dass die Erde auf eine Erwärmung von 2,7 Grad in diesem Jahrhundert zusteuert. Das 1,5-Grad-Ziel kann demnach nur erreicht werden, wenn es gelingt, die globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2050 auf netto null zu reduzieren.

Wie schwer dieses Ziel zu erreichen sein dürfte, unterstrich der Auftritt von Indiens Premierminister Modi in Glasgow. Er gab als Indiens Zielmarke für Klimaneutralität das Jahr 2070 aus. Zugleich forderte er einen deutlich grösseren Beitrag der reichsten Staaten der Welt beim Klimaschutz. Indien argumentiert seit langem, dass die historisch grössten Emittenten in Europa und Nordamerika den grössten Teil der durch die Klimakrise verursachten Kosten tragen müssten.

Zuvor hatte Grossbritanniens Premierminister und Konferenz-Gastgeber Boris Johnson die in Glasgow versammelten Staatenlenker aufgefordert, den Appellen der jungen Generation aus Klimaschützern zu folgen. «Die Wut und die Ungeduld der Welt» würden «unbändig» sein, sollte es den Staaten nicht gelingen, sich auf bedeutsame Klimaschutzmassnahmen zu verständigen, warnte er.

Zu massiven Anstrengungen rief auch UN-Generalsekretär Guterres auf. «Es ist Zeit zu sagen: genug», sagte er. Indem der Mensch die Erde ausbeute, «schaufeln wir unser eigenes Grab». Ähnlich äusserte sich die Regierungschefin von Barbados, Mia Mottley. Sie sprach von einem «Todesurteil» für die Bevölkerungen von Ländern wie den Malediven, Kenia, Mosambik oder Barbados, sollte die Erde sich in diesem Jahrhundert um zwei Grad erwärmen.

Insgesamt nahmen am Montag rund 120 Staats- und Regierungschefs an der Klimakonferenz teil. Unter ihnen war US-Präsident Joe Biden, der das Zusammentreffen zum Anlass nahm, sich für die Klimapolitik seines Vorgängers Donald Trump zu entschuldigen und dazu aufrief, den Kampf gegen den Klimawandel als Chance für die Weltwirtschaft zu betrachten.

Nicht nach Glasgow gereist waren mit Chinas Präsident Xi Jinping und Russlands Staatschef Wladimir Putin dagegen die Staatsoberhäupter von zwei der weltweit grössten Treibhausgas-Emittenten. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan sagte seine Teilnahme an der Konferenz kurzfristig ab.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte vor einem Glaubwürdigkeitsverlust, sollte es in Glasgow nicht gelingen, die grössten Emittenten der Welt zu ehrgeizigeren Klimazielen zu bewegen. Zu den Industrieländern, die sich die Klimaneutralität bis spätestens 2050 bereits auf die Fahnen geschrieben haben, gehören die EU-Staaten und die USA. Der weltweit grösste CO2-Emittent China sowie Russland streben Klimaneutralität hingegen erst bis 2060 an.

In den Strassen von Glasgow demonstrierten auch am Montag wieder tausende Aktivisten für schärfere Klimaschutzmassnahmen, unter ihnen die Schwedin Greta Thunberg. Die 18-Jährige gehört auch zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes an die COP26-Teilnehmer. «Als Bürger aus der ganzen Welt appellieren wir an Sie, dem Klimanotstand ins Auge zu sehen», heisst es darin. «Nicht nächstes Jahr. Nicht nächsten Monat. Jetzt.»

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