Karl-Erivan Haub: Familie will ihn für tot erklären lassen
Das Wichtigste in Kürze
- Karl-Erivan Haub ist seit einer Skitour in der Schweiz im Jahr 2018 verschollen.
- Nun will die Familie den Milliardär für tot erklären lassen.
Überraschende Wende im Fall des verschollenen Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub. Die Ehefrau Katrin und die Kinder des verschwundenen Milliardärs wollen den Unternehmer nach längerem Zögern jetzt auch für tot erklären lassen.
Die Familie habe sich den bereits laufenden Anträgen auf Todeserklärung angeschlossen, sagte ein Sprecher des Kölner Amtsgerichts. Zuvor hatte die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» darüber berichtet.
Ist Karl-Erivan Haub in der Schweiz gestorben?
Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Deutschen, war am 7. April 2018 allein zu einer Skitour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Die Familie geht davon aus, dass er am Klein Matterhorn bei Zermatt in der Schweiz tödlich verunglückte.
In der Unternehmensgruppe Tengelmann hatte daraufhin sein jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung übernommen. Er, sein Bruder Georg und das Unternehmen hatten bereits im Oktober beantragt, seinen Bruder für tot erklären zu lassen. Georg Haub hatte seinen Antrag allerdings Mitte Januar zurückgezogen.
Wer kommt nun an die Macht?
Der Hintergrund: Seit dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub schwelt ein Familienstreit um die Neuverteilung der Macht bei dem milliardenschweren Handelskonzern. Mit dem Antrag auf Todeserklärung stieg der Druck auf Katrin Haub und ihre Kinder, die Anteile ihres Familienstamms zu verkaufen. Schliesslich müssen sich die Kinder auf Erbschaftssteuerzahlungen in dreistelliger Millionenhöhe einstellen.
Der Antrag auf Todeserklärung war von der Ehefrau des Verschwundenen, Katrin Haub, zunächst scharf kritisiert worden. «Es ist sehr befremdlich, dass sich jemand Drittes anmasst, solche Entscheidungen für unsere Familie treffen zu wollen.» Dies liess Katrin Haub der Deutschen Presse-Agentur damals über einen Sprecher mitteilen.
Schwerer Entscheid
Wie es zur Entscheidung kam, nun doch der Todeserklärung beizutreten, blieb zunächst offen. «Die Familie hat diese Entscheidung aus höchstpersönlichen Gründen getroffen», sagte ein Sprecher der Familien lediglich.
Das Amtsgericht Köln entscheidet über die Zulässigkeit des Antrags auf Todeserklärung. Nun hat die Kölner Staatsanwaltschaft aber noch die Möglichkeit eine Stellungnahme abzugeben.
Hält das Gericht den Antrag für zulässig, beginnt das sogenannte Aufgebotsverfahren. Dann würde eine öffentliche Bekanntmachung des Antrags in Kraft treten. Ausserdem würde eine Aufforderung an den Verschollenen und alle, die etwas über seinen Verbleib sagen können, sich zu melden.
Aufgebotsverfahren
Die Aufforderung wird nicht nur an der Gerichtstafel veröffentlicht. Sie muss nach dem Gesetz auch in einer Tageszeitung erscheinen. Nach dem Ermessen des Gerichts kann sie auch noch in anderer Weise veröffentlicht werden. Etwa auf elektronischem Weg im Bundesanzeiger.
Das Aufgebotsverfahren kann zwischen sechs Wochen und einem Jahr lang dauern. Nach Ablauf dieser Frist kann dann die Todeserklärung erfolgen.
Anträge auf Todeserklärung sind eher selten. Im Kölner Amtsgericht hätten nur fünf oder sechs der 60'000 Verfahrenseingänge im vergangenen Jahr dieses Thema betroffen. Das sagte der Justizsprecher.