Kasachstan: Aviatik-Experten äussern Verdacht zu Flugzeugabsturz
38 Menschen starben am gestrigen Tag beim Absturz eines aserbaidschanischen Flugzeugs in Kasachstan. Zur Ursache gibt es einen schlimmen Verdacht.
Das Wichtigste in Kürze
- Fast 40 Menschen kommen bei einem Flugzeugabsturz in Kasachstan ums Leben.
- Zu den Ursachen kursierten mehrere unbestätigte Spekulationen: Etwa ein Vogelschlag.
- Mehrere Aviatik-Experten sprechen jedoch von «Einfluss von aussen».
- Am Flugzeug wurden ausserdem mehrere Einschusslöcher gefunden.
In Kasachstan war am Weihnachtstag ein Passagierflugzeug der Azerbaijan Airlines abgestürzt. Mindestens 38 Menschen kamen laut den ermittelnden Behörden ums Leben, 29 überlebten das Unglück.
Der Absturz ereignete sich nahe der Stadt Aktau am Kaspischen Meer. Ein Teil der Maschine ging am Boden in Flammen auf.
Das Flugzeug vom Typ Embraer 190 startete in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Es sollte nach Grosny in der russischen Teilrepublik Tschetschenien fliegen. Bergungstrupps hatten am Abend am Unglücksort in den Trümmern der Maschine die Flugschreiber geborgen, auch bekannt als Blackbox. Die Ermittlungen zum Absturz laufen.
Zu den Ursachen kursierten mehrere unbestätigte Spekulationen. Bereits wenige Minuten nach dem Absturz behaupteten die – gegenüber Russland freundlich eingestellten – aserbaidschanischen Behörden, ein Vogelschlag habe den Absturz der Maschine verursacht. Später hiess es, eine Pressluftflasche mit Sauerstoff sei explodiert und habe die Elektronik an Bord beschädigt.
Doch es gibt einen schlimmen Verdacht: Wurde das Flugzeug versehentlich von der russischen Flugabwehr abgeschossen?
Aviatik-Experten: «Grosses Zeichen für Einfluss von aussen»
Neue Videos zeigen alarmierende Schrapnell-Einschläge, also Einschlagslöcher, im Heck der Maschine. Das linke Höhenruder und Querruder sowie der hintere Rumpf sind von Hunderten kleinen Löchern übersät.
Zusätzliche Aufnahmen dokumentieren Schäden am Flügel sowie Schrapnell-Einschläge im Inneren der Kabine. Die herabhängenden Sauerstoffmasken lassen ausserdem auf einen plötzlichen Druckabfall in der Maschine schliessen, was auf Löcher in der Aussenhülle hindeutet.
Mehrere Aviatik-Experten sind sich einig: «Das realistische Szenario ist eine Einwirkung von aussen.» Das sagte unter anderem Heinrich Grossbongardt der ARD-«Tagesschau».
«Das Flugzeug war extrem schwer beschädigt, nicht steuerbar. Das ist nichts, was zum Beispiel durch einen Vogelschwarm erzeugt wird. Da fallen die Triebwerke aus, aber das Flugzeug bleibt steuerbar.»
Aviatik-Journalist Jakob Wert teilt die Einschätzung von Grossbongardt. Gegenüber «Bild» meint der Experte des Fachmagazins «Aero-Telegraph»: «Die Spuren, die wir am Heck des abgestürzten aserbaidschanischen Flugzeugs sehen, entstehen nicht einfach durch einen Absturz. Die vielen kleinen Löcher sind ein grosses Zeichen für einen Einfluss von aussen.»
Azerbaijan Airlines stellt Flüge in russische Städte ein
Laut der Boulevardzeitung war zum Zeitpunkt des Anfluges von Flug 8243 tatsächlich die russische Flugabwehr rund Grosny aktiv.
Videos aus dem Ort Schali, etwa 20 Kilometer südlich, zeigen den Abschuss eines ukrainischen Kleinflugzeugs durch eine russische Flugabwehrrakete. Auch prorussische Kriegsblogger auf Telegram bestätigen den Abschuss der Maschine, die zu einer Kamikaze-Drohne umgebaut wurde.
Kasachstans Vize-Regierungschef Qanat Aldabergenuly Bosymbajew forderte inzwischen, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Die Ergebnisse der Untersuchungen würden nach Abschluss der Arbeiten «selbstverständlich» veröffentlicht.
Aserbaidschan reagierte am Mittwochabend aber schon mal mit einer Massnahme, die nicht mit der offiziell genannten Absturzursache «Vogelschlag» übereinzustimmen scheint.
Die staatliche Fluggesellschaft gab bekannt, dass alle Flüge nach Grosny in Tschetschenien und Machatschkala in Dagestan vorübergehend ausgesetzt werden.