Kernkraftwerk Tschernobyl bleibt gefährlich
Eine russische Drohne hat das Kernkraftwerk Tschernobyl getroffen. Zwar scheint die Gefahr aktuell gering, doch vollkommen gebannt ist sie nicht.
![kernkraftwerk tschernobyl in schnee](https://c.nau.ch/i/303GBg/900/kernkraftwerk-tschernobyl-in-schnee.jpg)
Am vergangenen Freitag wurde die Schutzhülle des stillgelegten Kernkraftwerks Tschernobyl von einer Drohne getroffen. Die Aufsichtsbehörde SNRIU hatte dies in einer Nachricht mitgeteilt und gleichzeitig Entwarnung gegeben.
Die «New Safe Confinement» umschliesst den zerstörten Reaktorblock und den alten Sarkophag. Laut der Meldung laufen Arbeiten zur Brandbekämpfung und Folgenabschätzung.
Vor Ort wurden keine veränderten Strahlenwerte gemessen, dennoch bleibt die Situation angespannt. «Die Tagesschau» zitiert den ukrainischen Präsidenten Selenskyj, der von «bedeutenden Schäden» spricht.
Hier stellt sich die Frage: Wie viel Gefahr geht noch vom Kernkraftwerk Tschnernobyl aus?
Gefahr durch instabile Lage
Die Sicherheitslage in Tschernobyl ist seit Kriegsbeginn prekär. Der «MDR» berichtet, dass russische Truppen das Gebiet zu Beginn des Krieges besetzten und vermint zurückliessen.
![kerkraftwerk tschernobyl schutzhülle loch](https://c.nau.ch/i/N3A2lR/900/kerkraftwerk-tschernobyl-schutzhulle-loch.jpg)
Die neue Schutzhülle besteht nur aus Blech und bietet keinen Schutz gegen Beschuss. Ein Einsturz könnte laut «MDR» eine hochradioaktive Staubwolke freisetzen und die Region verseuchen.
Eventuell könne auch die Schweiz von einer erneuten Katastrophe betroffen sein.
Anhaltende Bedrohung
Obwohl die Katastrophe bereits im Jahr 1986 stattfand, bleibt Tschernobyl eine potenzielle Gefahrenquelle. Die Explosion des Reaktorkerns setzte damals massive Mengen radioaktiver Stoffe frei und tötete wahrscheinlich zehntausende Menschen.
Das deutsche Bundesumweltministerium erklärt, dass Radionuklide wie Cäsium und Jod sich über weite Teile Europas verteilten. In unmittelbarer Nähe wurden weniger flüchtige Elemente wie Strontium und Plutonium abgelagert.
Langsfristige Auswirkungen sind umstritten
Die gesundheitlichen Folgen der Katastrophe sind bis heute Gegenstand kontroverser Diskussionen. Laut dem Bundesumweltministerium ist die Zahl der Schilddrüsenkrebserkrankungen bei Kindern in den betroffenen Regionen deutlich erhöht.
![schutzhülle kernkraftwerk tschernobyl teile](https://c.nau.ch/i/Gv9qlV/900/schutzhulle-kernkraftwerk-tschernobyl-teile.jpg)
Über weitere Krebserkrankungen liegen keine abschliessenden Daten vor. Ausserhalb der ehemaligen Sowjetunion werden die gesundheitlichen Folgen als gering eingeschätzt.
Internationale Überwachung von Kernkraftwerk Tschernobyl
Die IAEA hat Expertenteams in ukrainischen Kernkraftwerken und am Standort Tschernobyl stationiert. Sie überwachen die Situation und bieten technische Unterstützung.
«Radiologischesereignis.gv.at» berichtet, dass die derzeit vorliegenden Messdaten der Ukraine im europäischen Messnetz keine Messwerterhöhungen zeigen. Aktuell besteht keine Gefahr für Mitteleuropa.
Die Situation in Tschernobyl bleibt jedoch angespannt. Der anhaltende Konflikt und die Gefahr weiterer Angriffe erfordern ständige Wachsamkeit und internationale Zusammenarbeit.