Kiew will nach Beschuss neue Strafen für Moskau - Nacht im Überblick

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach neuen russischen Angriffen auf zivile Ziele eine weitere Verschärfung der Sanktionen gegen Moskau gefordert.

Ein ukrainischer Soldat streichelt in einem Unterstand in der Region Donzek eine Katze. Foto: Iryna Rybakova/Iryna Rybakova/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
Ein ukrainischer Soldat streichelt in einem Unterstand in der Region Donzek eine Katze. Foto: Iryna Rybakova/Iryna Rybakova/AP/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits - sda - Keystone/Iryna Rybakova/AP/Iryna Rybakova

Das Wichtigste in Kürze

  • Ukraine-Präsident Selenskyj fordert nach dem russischen Beschuss weitere Sanktionen.
  • Die ukrainische Regierung präsentierte zudem eigene Aufbaupläne für sechs Städte.
  • Hier gibt es die Nacht im Überblick.

«Ein Heimatmuseum und umliegende Häuser wurden zum Ziel der Terroristen», sagte er am Dienstag in seiner abendlichen Videoansprache. Zuvor waren bei einem Raketenangriff auf die Stadt Kupjansk im Nordosten der Ukraine am Morgen zwei Menschen getötet und zehn verletzt worden. Eine internationale Expertengruppe habe ein Dokument erarbeitet, das auf die Verschärfung der Sanktionen gegen Russland abziele, sagte Selenskyj.

«Dieses Sanktionsdokument wird auf den Schreibtischen aller wichtigen Führungspersönlichkeiten der Welt liegen – sowohl in der Politik als auch in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft», sagte der Präsident weiter. Die Sanktionen richteten sich gegen den russischen Öl- und Gassektor, aber auch gegen die Atomindustrie und träfen auch diejenigen, die Russland bei der Umgehung der schon bestehenden Sanktionen helfen.

Forderungen: Ölpreisdeckel senken, Embargo auf Metalle

Selenskyj nahm Bezug auf den am Dienstag vom Leiter seines Präsidentenbüros vorgestellten «Action Plan 2.0». Darin wird vor allem eine Senkung des Höchstpreises für den Kauf von russischem Erdöl der Marke Urals von 60 auf 45 US-Dollar (umgerechnet etwa 41 Euro) pro Barrel gefordert.

Schätzungen aus Kiew zufolge liegen die russischen Förderkosten aktuell bei etwa 30 US-Dollar. Am Dienstag wurde Urals-Öl in Moskau mit über 60 US-Dollar gehandelt. Russland hatte erklärt, nicht unter dem Marktpreis verkaufen zu wollen. Zusätzlich sollen von den Staaten der westlichen Sanktionskoalition Importsteuern für russisches Erdöl und Erdgas eingeführt werden. Die Einnahmen sollen helfen, den geplanten Wiederaufbau der Ukraine nach dem Krieg zu finanzieren. Daneben soll ein Embargo auf russische Metalle und Diamanten verhängt werden.

Die Ukraine kritisiert zudem, dass für Russlands Rüstungsindustrie wichtige Halbleiter über Drittstaaten weiter in das Nachbarland gelangen. Der Export habe sich allein über China 2022 mehr als verdoppelt. Kiew fordert daher Strafmassnahmen gegen Firmen, die Exportverbote umgehen.

Ukraine will sechs vom Krieg zerstörte Orte völlig neu aufbauen

Die ukrainische Regierung präsentierte aber auch eigene Aufbaupläne. In einem Pilotprojekt sollen sechs im Krieg zerstörte Ortschaften nach neuesten technischen und ökologischen Standards restauriert werden. Sie würden «besser als zuvor» wieder aufgebaut, kündigte Regierungschef Denys Schmyhal am Dienstag in einer Kabinettssitzung an. Unter den Siedlungen ist der von russischen Truppen zeitweise besetzte Kiewer Vorort Borodjanka, dessen Ruinen zu einem Symbol des zerstörerischen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden.

Schmyhal versprach, bei einem Erfolg des Experiments würden auch andere Ortschaften nach demselben Muster aufgebaut. Das Geld soll aus einem Wiederaufbaufonds kommen. Seit dem russischen Einmarsch vor 14 Monaten wurden laut ukrainischen Zählungen über 130.000 Eigenheime und mehr als 17.000 Mehrfamilienhäuser beschädigt oder zerstört.

Lawrow sorgt sich um die Pressefreiheit in den USA

Die Trennung des US-Senders Fox News von seinem für Regierungsschelte und Falschbehauptungen bekannten Rechtsaussen-Moderator Tucker Carlson nutzte derweil Russlands Aussenminister Sergej Lawrow für eine Spitze gegen die Vereinigten Staaten. Über die Hintergründe dazu könne man nur spekulieren, sagte er am Dienstag in New York bei einem Besuch im UN-Hauptquartier. Es sei aber sinnvoll, über den Zustand der Meinungsvielfalt in den USA nachzudenken, der «darunter eindeutig gelitten» habe, behauptete Lawrow.

Allerdings sind mangelnde Medienfreiheit und Meinungsvielfalt in Russland ein viel grösseres Problem, wie die Rangliste der Pressefreiheit von «Reporter ohne Grenzen» zeigt: Sie führt Russland auf Rang 155 von 180 Ländern, die USA belegen Platz 42.

Erneute Kritik an Getreideabkommen

Daneben ging Lawrow auch noch einmal auf das mit UN-Hilfe vermittelte Getreideabkommen mit der Ukraine ein. Der russische Chefdiplomat bescheinigte UN-Generalsekretär António Guterres guten Willen zur Umsetzung des Abkommens, doch «Resultate gibt es praktisch nicht». Russland droht immer wieder damit, das zuletzt Mitte März um 60 Tage verlängerte Getreide-Abkommen platzen zu lassen.

Nach Beginn seines Angriffskriegs hatte Russland monatelang die Schwarzmeerhäfen des Nachbarlandes blockiert. Da die Ukraine einer der grössten Agrarexporteure ist, mehrten sich Befürchtungen über einen massiven Anstieg der Lebensmittelpreise und – in dessen Folge – eine Hungerkrise in den ärmsten Ländern. Im vergangenen Sommer vermittelten die Vereinten Nationen und die Türkei dann ein Ende der Blockade und ermöglichten das Getreide-Abkommen.

Was am Mittwoch wichtig wird

In der Ukraine jährt sich die Katastrophe von Tschernobyl. Am 26. April 1986 explodierte ein Reaktor des Kernkraftwerks in Tschernobyl. Es gab tausende Tote und Verletzte, Zehntausende Menschen wurden zwangsumgesiedelt, eine radioaktive Wolke zog über Europa. Zwar sind keine offiziellen Termine anlässlich des Datums angekündigt, doch wird die Führung in Kiew es wohl zu Gedenkveranstaltungen nutzen – zumal es Sorgen um die Sicherheit des weiterhin von russischen Einheiten kontrollierten AKW Saporischschja gibt.

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