Kinderärztin kritisiert Putins Ukraine-Krieg – muss in Haft
Kritik am Krieg wird in Russland hart bestraft. Nun muss eine Ärztin in Haft, weil sie der Ukraine angeblich ein Recht auf Selbstverteidigung einräumte.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Ärztin wurde in Russland wegen Kritik am Ukraine-Krieg zu einer Haft verurteilt.
- Die Witwe eines Soldaten löste die Strafverfolgung aus.
- Ein Gesetz in Russland verbietet die «Diskreditierung der Armee».
Ein Gericht in Moskau hat eine Ärztin wegen angeblicher Diffamierung der russischen Armee zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsentzug verurteilt. Die Staatsanwaltschaft habe sogar eine sechsjährige Haftstrafe gefordert. Dies berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Tass.
Die Kinderärztin Nadeschda Bujanowa soll sich negativ über Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geäussert haben. Der Fall erzeugte riesiges mediales Interesse. Dies, nachdem sich die Witwe eines gefallenen russischen Soldaten im Netz über die Ärztin beschwert und eine Strafverfolgung gefordert hatte.
Soldat sei «legitimes Ziel» ukrainischer Streitkräfte
Das Verfahren gegen Bujanowa war im Februar 2024 eröffnet worden. Die Witwe habe bei einer Untersuchung ihres Sohnes geklagt, dass dieser nach dem Vaterstod im Krieg unter Stress stehe. Daraufhin habe die Ärztin ihr geantwortet, der Soldat sei ein «legitimes Ziel» der ukrainischen Streitkräfte gewesen. Bujanowa hat diese Äusserung stets bestritten.
Trotzdem leitete das zentrale Ermittlungskomitee in Russland ein Verfahren ein. Der Chef des Ermittlungskomitees, Alexander Bastrykin – ein Studienkommilitone von Wladimir Putin –, nahm den Fall unter seine persönliche Obhut. Die Ärztin wurde entlassen, ihre Wohnung bei einer Durchsuchung vollständig verwüstet.
«Diskreditierung der russischen Armee» strafbar
Selbst die Tapeten rissen die Beamten von den Wänden. Später wurde Bujanowa in Untersuchungshaft genommen. Russland geht scharf gegen Kriegskritiker und Andersdenkende vor.
Kurz nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine erliess das Parlament in Moskau, die Staatsduma, ein Gesetz. Dieses stellt die «Diskreditierung der russischen Armee» unter Strafe. Dazu zählen unter anderem die Verbreitung von Informationen über Kriegsverbrechen der russischen Streitkräfte, aber auch grundsätzliche Kritik an Russlands Angriffskrieg.