Klebe-Aktivisten: Berliner Polizei hat Strafanzeige gestellt
Gestern haben Klima-Aktivisten eine Stadtautobahn in Berlin blockiert und Sanitätern die Arbeit erschwert. Nun hat die Polizei Strafanzeige erstellt.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag wurde in Berlin eine Velofahrerin von einem Betonmischer erfasst.
- Ein «Rüstwagen» konnte wegen einer Blockade nicht rechtzeitig zum Unfallort gelangen.
- Gegen die beiden Klima-Aktivisten wurde nun Strafanzeige gestellt.
Am Montag wurde in Berlin eine Velofahrerin von einem Betonmischer erfasst, überfahren und lebensgefährlich verletzt. Doch nach Angaben der Feuerwehr konnte ein für die Bergung dringend benötigter «Rüstwagen» nicht rechtzeitig zum Unfallort gelangen.
Der Rettungswagen hätte den LKW anheben sollen, damit die Schwerverletzte ärztlich hätte versorgt werden können. Der Lastwagen blieb aber im Stau stecken, weil sich Klima-Aktivisten auf eine Stadtautobahn geklebt und so den Verkehr blockiert hatten. Sanitäter vor Ort konnten so der Verletzten nicht helfen.
Die Berliner Polizei hat nun Strafanzeige gegen zwei Klima-Aktivisten der «Letzten Generation» wegen Behinderung von Rettungsarbeiten gestellt. Das erklärte einer Sprecherin der Polizei gegenüber «Focus».
Zuvor hatte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr dem «Focus» gesagt, dass der Vorfall für alle beteiligten Retter «sehr frustrierend» gewesen sei. Die Fahrer des «Rüstwagens» seien «völlig verzweifelt» gewesen, weil sie wegen des von den Klebe-Aktivisten verursachten Staus weder vorrücken noch zurückfahren konnten.
Retter werden «psychologisch betreut»
«Es waren mehrere Retter vor Ort, die diese Arbeit schon 35 Jahre machen und manches gewöhnt sind. Aber in einer solchen Situation eine Frau schwerverletzt unter einem Betonmischer zu sehen und nicht helfen zu können, weil ein Rettungsfahrzeug in einem Stau steckt, der willkürlich verursacht wurde, das kann wirklich an die Substanz gehen», sagt der Sprecher.
«Einige Kollegen waren fix und fertig und haben vorzeitig ihre Schicht beenden müssen. Sie werden nun psychologisch betreut.» Die Velofahrerin befindet sich nach Angaben der Polizei weiterhin in Lebensgefahr.
Trotzdem verhöhnte einer der Klima-Aktivisten noch am Montag die Schwerverletzte auf Twitter: «Scheisse, aber: nicht einschüchtern lassen. Es ist Klimakampf, nicht Klimakuscheln & shit happens.» Gemäss der «Bild» gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass die Blockade ein Strafermittlungsverfahren zur Folge haben könnte.
Scholz: Klebe-Aktionen stossen nicht auf Beifall
Mittlerweile äusserte sich auch Olaf Scholz dazu: «Ich glaube, dass wir kritische Haltung, kritischen Protest akzeptieren müssen. Dass die Klebe-Aktionen jetzt nicht auf sehr weit reichenden Beifall gestossen sind, ist auch offensichtlich, meinen auch nicht», erklärt der deutsche Kanzler. «Das Gleiche gilt übrigens auch im Hinblick auf die Kunstwerke, die beschädigt worden sind.»
Er appelliert zudem, «dass man bei all den Entscheidungen, die man trifft, für politische Kundgebungen, Meinungsbildung immer bedenkt, dass das nicht zur Gefährdung anderer beiträgt. Und wenn das hier der Fall ist, ist das sehr bedauerlich und sehr bedrückend.»
