Konzert-Phänomen Rammstein zwischen Feuer und körpereigenen Opiaten
Das Wichtigste in Kürze
- Fans mussten zehn Jahre auf das neue Rammstein-Album warten.
- Die Berliner Band befindet sich weiter auf Tour – zuletzt spielte sie in Hannover (D).
- Dort liess sie die Fan-Herzen höher schlagen.
Rammstein ist ein Phänomen. Nicht jeder mag sie. Wegen der mehrdeutigen Texte voll Sex, Gewalt, Grausamkeiten. Oder der Lichtästethik, die eben auch an Nazi-Ikone Leni Riefenstahl erinnern kann.
Den Fans der weltweit ausverkauften Stadiontour sind solche Zweifel nicht anzumerken. Rammstein fasziniert die Massen mit martialischer Musik und einer phänomenalen Show. Den jüngsten Beweis liefert die Band am Dienstagabend vor 44'000 Menschen in der ausverkauften HDI-Arena von Hannover ab.
«Was ich liebe» eröffnet das Konzert. Es ist einer von acht Song des Abends vom neuen, titellosen Album. Fans mussten zehn Jahre darauf warten.
Rammstein lässt Fan-Herzen höher schlagen
Gitarrist Paul Landers berichtet im «Rolling Stone» von Spannungen: «Es ging um Menschliches, da gab es ein paar Baustellen.» Musikmachen sei ein bisschen wie Sex: «Man muss sich einigermassen verstehen, damit es klappt.»
In Hannover klappt es. Und die Fans sind dabei. «Bumm-Bumm-Bumm», der Hamburger Professor für Neurowissenschaften, Erich Kasten, spricht vom Herzschlag der Mutter im Ohr des Fötus.
«Das ist die Grundlage dafür, warum wir regelmässige Takte von Musik als positiv empfinden», erläutert er zum Rammstein-Konzert. «Unser Gehirn funktioniert in Arbeitstakten und je näher eine Melodie diesen individuellen Arbeitstakten entspricht, umso mehr werden wir davon hingerissen.»
Die Menschen im Stadion sind hingerissen. «Links 2-3-4» bestimmt jetzt den Takt. Die Musiker um Sänger Till Lindemann marschieren zu dem Song, der nach dem Riefenstahl-Skandal ihr Herz links schlagend verorten sollte.