Kürzere Einbürgerungsfrist: «Lippenbekenntnis» reicht nicht

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Deutschland,

Die deutschen Behörden rechnen mit mehr Anträgen durch neues Staatsangehörigkeitsrecht. Es soll bestimmte Menschen ermutigen, Deutsche zu werden.

Ab heute gilt in Deutschland ein neues Staatsangehörigkeitsgesetz.
Ab heute gilt in Deutschland ein neues Staatsangehörigkeitsgesetz. - Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Mit Inkrafttreten des neuen Staatsangehörigkeitsgesetz in Deutschland hat die Ampel-Koalition eines ihrer zentralen Vorhaben in der Migrationspolitik verwirklicht. Die seit Donnerstag geltenden neuen Regeln sehen kürzere Fristen vor und erlauben den Doppelpass ab sofort für alle. Um eine deutschlandweit einheitliche Umsetzung zu ermöglichen, hat das Bundesinnenministerium nach eigenen Angaben wenige Tage vor dem Starttermin der neuen Regeln für die Einbürgerung an diesem Donnerstag vorläufige Anwendungshinweise dazu an die Länder geschickt.

Diese haben allerdings für die Länder, deren Behörden die Einbürgerungen vornehmen, keinen bindenden Charakter, wie ein Sprecher erläuterte. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Die Praxis der vergangenen Jahre hat jedoch gezeigt, dass die Länder sich an den Anwendungshinweisen des Bundesinnenministeriums orientieren, damit die gesetzlichen Regelungen zum Staatsangehörigkeitsrecht einheitlich angewandt werden.»

Das von der Ampel-Koalition formulierte Gesetz sieht vor, dass ein Anspruch auf Einbürgerung nun schon nach fünf statt bisher acht Jahren besteht – vorausgesetzt der Antragsteller erfüllt alle Bedingungen. Bei besonderen Integrationsleistungen sollen Ausländerinnen und Ausländer bereits nach drei Jahren Deutsche werden können. Voraussetzungen für die schnellere Einbürgerung sind gute Leistungen in Schule oder Job, hervorragende Sprachkenntnisse oder ehrenamtliches Engagement. Mehrstaatigkeit wird generell zugelassen.

Voraufenthaltszeit von fünf statt acht Jahren

Alle in Deutschland geborenen Kinder ausländischer Eltern erhalten ab sofort die deutsche Staatsangehörigkeit und können die Staatsangehörigkeit ihrer Eltern behalten, wenn mindestens ein Elternteil seit mehr als fünf – statt bisher acht – Jahren rechtmässig in Deutschland lebt und ein unbefristetes Aufenthaltsrecht besitzt. Die sogenannte Optionsregelung, die bisher für nicht in Deutschland aufgewachsene junge Menschen galt, entfällt. Um die Leistungen der DDR-Vertragsarbeiter und der sogenannten Gastarbeiter zu würdigen, wurden für diese Gruppen die Anforderungen für eine Einbürgerung gesenkt.

«Darauf haben viele seit Jahrzehnten gewartet», sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD). Deutschland habe mit der Reform «endlich ein Staatsangehörigkeitsrecht auf der Höhe der Zeit».

Die FDP wies darauf hin, dass die Hürden für die Einbürgerung trotz der kürzeren Fristen insgesamt nicht gesenkt würden. «Den deutschen Pass zu bekommen, geht künftig schneller, wird aber schwerer, denn die Voraussetzungen für die Einbürgerung wurden deutlich verschärft», sagte der FDP-Innenpolitiker Stephan Thomae.

Eine höhere Zahl von Anträgen bedeute auch nicht zwingend, dass es langfristig zu deutlich mehr Einbürgerungen kommen werde. Denn wer Deutscher werden wolle, müsse anders als bisher finanziell auf eigenen Beinen stehen, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete. «Zudem verschärfen wir Prüfungen, damit Antisemiten und Menschen, die unsere Werte nicht teilen, nicht eingebürgert werden», fügte er hinzu.

Der Deutsche Landkreistag rechnet dagegen mit einer deutlichen Zunahme der Einbürgerungen. «Wir schätzen, dass sich die Zahl der Einbürgerungsanträge verdoppeln, teilweise verdreifachen wird», sagte Präsident Reinhard Sager der «Bild»-Zeitung (Donnerstag).

«Lippenbekenntnis» zur Verantwortung Deutschlands reicht nicht

Wie aus dem Innenministerium verlautete, beinhalten die an die Länder übermittelten Anwendungshinweise etwa Hinweise, was Anhaltspunkte für ein nicht wirksames «Lippenbekenntnis» zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes und zur «besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die nationalsozialistische Unrechtsherrschaft und ihre Folgen» sein könnten. Dazu zählten beispielsweise «Aufrufe zur Vernichtung des Staates Israel» und entsprechende Sympathiebekundungen in den sozialen Medien, ebenso «Kriegshetze» und homophobe Handlungen.

Praktische Hinweise gibt das Bundesinnenministerium den Ländern auch dazu, wie festzustellen ist, ob jemand, der als Angehöriger der sogenannten Gastarbeiter-Generation keinen schriftlichen Sprachnachweis erbringen muss, zumindest über ausreichende mündliche Sprachkenntnisse verfügt.

Konkrete Hinweise gibt es auch zu der nunmehr eingeschränkten Möglichkeit einer sogenannten Ermessenseinbürgerung. Die kommt zum Beispiel aufgrund einer schwerwiegenden Erkrankung infrage oder wenn jemand wegen der Pflege von Angehörigen seinen Lebensunterhalt nicht vollständig allein bestreiten kann. Dazu heisst es aus Ministeriumskreisen, Voraussetzung für eine Einbürgerung auf Basis der Härtefallregelung sei, dass jemand, der einer der im Gesetz genannten «vulnerablen Personengruppen» angehöre, «alles objektiv Mögliche und subjektiv Zumutbare» getan habe, um den eigenen Lebensunterhalt zu sichern und dennoch, ganz oder teilweise, auf öffentliche Leistungen angewiesen sei.

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User #1965 (nicht angemeldet)

Natürlich beabsichtigt die Regierung nicht, die Belastung durch die Sozialhilfe zu erhöhen, was bedeutet, dass Einbürgerungsbewerber in der Lage sein müssen, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, einschließlich der Möglichkeit, ihre Familien zu unterstützen, anstatt auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, um zu überleben. Auch in diesem Punkt gibt es einige Sonderregelungen, beispielsweise für ausländische Arbeitnehmer, die vor 1974 zur Arbeit nach Deutschland gekommen sind, für Vertragsarbeiter in der ehemaligen DDR und für alle Personen, die in den letzten beiden Jahren mehr als 20 Monate Vollzeit gearbeitet haben Jahre sind von dieser Regelung nicht ausgenommen. Einen Sonderfall gibt es auch für die ältere Generation ausländischer Arbeitnehmer. Sie müssen bei der Einbürgerung keinen Deutschtest absolvieren und müssen keine Einbürgerungsprüfung absolvieren. Sie müssen lediglich nachweisen, dass sie den Alltag auf Deutsch selbstständig bewältigen können. Diese Menschen leben in der Regel seit Jahrzehnten in Deutschland und diese Bereitstellung ist eine Belohnung für die harte Arbeit der älteren Einwanderergeneration. Außerdem gibt es eine neue Regelung: Alle in Deutschland geborenen Kinder, unabhängig von der Nationalität ihrer Eltern, werden automatisch deutsche Staatsbürger. Voraussetzung ist, dass ein Elternteil seit mehr als fünf Jahren legal in Deutschland lebt.

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Die Herkunftsländer der Flüchtlinge sind sehr froh, dass Deutschland ihnen einen Teil ihres männlichen Bevölkerungsüberschusses abgenommen hat und jetzt nach und nach einbürgert. So können auch die Kriminellen nicht mehr abgeschoben werden, die man in den Herkunftsländern ohnehin nicht zurück haben möchte.

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