Laut Amnesty International: Hinrichtungen werden weniger
Die meisten Staaten auf der Welt vollziehen keine Hinrichtung mehr, oder haben sie gar ganz abgeschafft. Laut Amnesty International wird es so weiter gehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zahl dokumentierter Hinrichtungen ist im vergangenen Jahr um etwa ein Drittel gesunken
- Auch hat sie den niedrigsten Stand seit zehn Jahren erreicht.
Die Mehrzahl der Staaten in der Welt hat die Todesstrafe abgeschafft oder vollzieht sie nicht mehr. Der Trend zur Abschaffung sei nicht mehr umzukehren, meint Amnesty. Einige wenige Staaten sorgen für den Grossteil der Fälle - allen voran China.
Die Menschenrechtsorganisation verzeichnet in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zur Todesstrafe im Jahr 2018 mindestens 690 Hinrichtungen in 20 Staaten. Im Vorjahr waren es noch 993 Exekutionen in 23 Staaten. Allerdings gebe es eine erhebliche Dunkelziffer vor allem in China, wo auch 2018 mutmasslich mehrere Tausend Menschen hingerichtet worden seien, heisst es in dem Jahresbericht.
Vier Länder für 78 Prozent der Hinrichtungen verantwortlich
«Der Trend zur Abschaffung der Todesstrafe ist nicht mehr umzukehren. Jedes Jahr wird der Kreis derjenigen Staaten, die auf die Todesstrafe verzichten, grösser», stellt die Organisation fest. Vier Länder waren demnach für 78 Prozent der dokumentierten Exekutionen verantwortlich: Iran (mindestens 253), Saudi-Arabien (149), Vietnam (mindestens 85) und der Irak (mindestens 52).
Die insgesamt erhebliche Abnahme der Hinrichtungen habe im Wesentlichen zwei Ursachen: «Zum einen haben einige derjenigen Länder, die weltweit immerfort für das Gros der Hinrichtungen verantwortlich sind, wie Irak, Iran, Pakistan und Somalia die Anwendung der Todesstrafe zurückgefahren», stellt die Organisation fest. «Zum anderen verringerte sich auch die Zahl der Länder, von denen bekannt wurde, dass sie Hinrichtungen durchgeführt haben.»
Gegen internationale Rechtsstandards
In der Mehrheit der Länder, die Menschen zum Tode verurteilen oder hinrichten, werde die Todesstrafe nach Prozessen verhängt, die nicht den internationalen Rechtsstandards für ein faires Gerichtsverfahren entsprechen, stellen die Autoren fest. In einigen Fällen basierten Urteile auf Aussagen, die durch Folter oder Misshandlung erpresst worden sein könnten - so in Ägypten, Bahrain, China, Irak, Iran und Saudi-Arabien.
Markus N. Beeko, Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, erklärte: «Die Todesstrafe ist grausam, unmenschlich, verstösst gegen das Recht auf Leben und gegen den Geist der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte.» Zwei Drittel der Staaten weltweit hätten die Todesstrafe abgeschafft oder verhängten sie nicht mehr.