Leonard Cohens Sohn Adam: «Ein weicheres Goodbye»

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Deutschland,

Das letzte Album von Leonard Cohen zu Lebzeiten war «wie ein fester Händedruck», sagt sein Sohn. Adam Cohen (47) hat aus Songskizzen und Gedichten des Vaters nun «Thanks For The Dance» destilliert - es ist «ein weicheres Goodbye».

Adam Cohen hat das Vermächtnis seines Vaters zur Vollendung gebracht. Foto: Frank Micelotta/Sony Music Canada/dpa
Adam Cohen hat das Vermächtnis seines Vaters zur Vollendung gebracht. Foto: Frank Micelotta/Sony Music Canada/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach «You Want It Darker», dem Abschiedsalbum von Leonard Cohen (1934-2016), hat sein Sohn nun auch das posthume «Thanks For The Dance» produziert.

Bei einer Listening-Session in Berlin beantwortete der 47-jährige Kanadier Adam Cohen Fragen zu der Platte, an der Javier Mas (Laute), Beck (Gitarre), Damien Rice, Leslie Feist und Jennifer Warnes (alle Background-Vocals) beteiligt waren. Ein Interview-Protokoll.

Wie schwer war es für Sie als Sohn, ein posthumes Leonard-Cohen-Album zu produzieren?

«Es war eine sehr emotionale Reise. Sieben Monate nach dem Tod meines Vaters fasste ich schliesslich Mut, um in mein Hinterhof-Studio zu gehen, eine umgebaute Garage. Ich stellte die Musik an, die von dem übrig geblieben war, was mein Vater und ich erarbeitet hatten. Und über die Lautsprecher erklang diese donnertiefe, gebieterische Stimme. Es kamen Erinnerungen an die Gespräche mit meinem Vater hoch, als ich seine Worte hörte. Die Vorstellung, dass das alles sehr schwierig sein könnte, wurde dann abgelöst durch eine Art Pflicht. Eine Verantwortung.»

War ein solches posthumes Album seit Leonard Cohens Tod immer geplant?

«Ich wusste - und alle, die ihm nah waren, wussten es -, dass es da noch «Unfinished Business», etwas Unerledigtes, gab. Mein Vater war sehr froh gewesen über die wunderbaren Reaktionen auf seine letzte Platte 'You Want It Darker'. Er legte seinen Arm um mich und sagte: Wir Cohen-Boys machen noch zehn weitere Alben. Wenn man sah, wie zerbrechlich mein Vater da schon war, wusste man, dass daraus wohl nichts mehr werden konnte. Dann sagte er aber: Du musst die Arbeit, die wir gestartet haben, vollenden. Das beinhaltete das Buch 'The Flame', das kürzlich herauskam. Er war ein sehr ordentlicher Mensch und wollte, dass die Dinge geregelt waren, bevor er uns verliess. Es war also sein sehr klarer Wunsch: Das fertigzustellen, was wir begonnen hatten.»

Wie war Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater? Wann war klar, dass Sie der «Keeper of the Flame» sein würden?

«Ich wusste immer, dass man Vater ein aussergewöhnlicher Mann war. Ich nahm die Reaktionen wahr, die er bei anderen - Männern wie Frauen - hervorrief. Er machte also auch auf mich immer den starken Eindruck, den er auf die meisten Menschen machte. Das Gefühl der hohen Wertschätzung wuchs - und es wächst immer weiter, nun da er fort ist. Ich sehe ihn heute mehr als Menschen denn als Vater. Und ich kann mich glücklich schätzen, dass ich - im Gegensatz zu anderen Menschen mit ihren Verstorbenen - seine Stimme immer hören und so in einen Dialog mit ihm treten kann.»

Wie fanden Sie dann die Musik rund um diese Stimme?

«Dieses Album ist für mich Teil 2 zum vorherigen Teil 1. 'You Want It Darker' war wie ein fester Händedruck, mit klarem Blick auf den Tod und auf Gott, also ein starkes Goodbye. Dagegen ist dieses neue Album nun ein weicheres Goodbye - wie eine warme Hand auf der Schulter. Ich war mir der Verantwortung bewusst, die Szenerie zu verändern. Es gibt viel bessere Plattenproduzenten als mich - aber ich hatte den Vorteil, ganz genau zu wissen, was mein Vater mochte und was nicht. Ich kannte sein Werk, ich habe diese Gedichte ja von ihm gehört, am Abendbrottisch oder vor seinem Haus in der Sonne. Ich war damit vertraut, ich musste das Werk also nur vollenden.»

Wie entwickelten sich die Aufnahmen?

«Innerhalb von zwei Wochen hatten wir 90 Prozent des Albums fertig. Es ging so schnell - wir waren high wie Junkies. Aber dann kam der Crash: Ich wurde sehr unsicher, verlor das Vertrauen in dieses Werk. Als Damien Rice mich einlud, nach Berlin zum Peoplefest 2018 zu kommen, dachte ich mir: Vielleicht kann ich dort ja ein paar Meinungen einholen. Und nach und nach begann das Album neu Gestalt anzunehmen, mein Selbstvertrauen wurde wieder hergestellt. Alle meine Mitmusiker haben viel dazu beigetragen - mit mehr als nur ihrer Hilfe bei der Musik, und ganz still und zurückhaltend. Also wenn man heute das Album hört - hört man da etwas anderes als den puren Leonard Cohen?»

Wo liegt der Unterschied zwischen «You Want It Darker» und «Thanks For The Dance»?

«Er wusste schon bei der Aufnahme zu 'You Want It Darker', dass es ein weiteres Album geben würde. Sein Thema war zuletzt, dem Tod fest und würdig ins Auge zu blicken - Goodbye zu sagen. Romantisches hatte da keinen Platz. Aber jetzt gibt es Platz dafür. 'Thanks For The Dance' ist daher genau der richtige Titel für diese Platte.»

Und - gibt es noch mehr übrig gebliebenes Material?

«Nein.»

ZUR PERSON: Adam Cohen (47), ein kanadischer Folk-Songwriter und Musikproduzent, ist der Sohn des legendären Sängers und Poeten Leonard Cohen (1934-2016) aus dessen Beziehung zu Suzanne Elrod. 2014 erschien Adam Cohens bisher letztes Album «We Go Home», mit dem er stilistisch an die Lieder des Vaters anknüpfte. 2016 produzierte er «You Want It Darker», das Abschiedsalbum von Leonard Cohen zu dessen Lebzeiten, und nun das posthume «Thanks For The Dance» (Veröffentlichung am 22.11. über Columbia/Sony).

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Kommentare

User #1794 (nicht angemeldet)

Ich freue mich auf dieses Album❣️

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