Vergangenen Monat wurde die Zulassung von Leqembi von der Europäischen Arzneimittelagentur abgelehnt. Grossbritannien lässt das Mittel gegen Alzheimer jetzt zu.
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Welches Mittel gegen Alzheimer? Die Länder sind sich uneinig. (Symbolbild) - Pexels

Ende Juli berichteten wir zur Ablehnung des Alzheimer-Medikaments Leqembi durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA). Das Mittel wirke zwar, doch der «beobachtete Effekt bei der Verzögerung des geistigen Verfalls» gleiche «das Risiko schlimmer Nebenwirkungen» nicht aus, hiess es.

Die britische Arzneimittelaufsicht MHRA erstaunt nun mit einem Entscheid, welcher dem der EMA widerspricht: Als erstes Medikament gegen Alzheimer wird Leqembi dort zugelassen. Laut MHRA «zeigt es eine nachgewiesene Wirkung, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen».

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Ja, nein, vielleicht - Nützt das Medikament gegen Alzheimer oder schadet es eher? (Symbolbild) - Pexels

Zwar könne es Alzheimer laut dem «Spiegel» «weder heilen noch stoppen», doch das Fortschreiten der Krankheit im frühen Stadium verlangsamen. Es soll daher besonders in der Anfangsphase der Demenzerkrankung Anwendung finden.

Über das staatliche Gesundheitssystem NHS soll das Medikament allerdings nicht ausgegeben werden: Gemäss der Finanzaufsicht ist das Mittel zu teuer.

Samantha Roberts erklärt als Chefin des National Institute for Health and Care Excellence (NICE): Der Nutzen sei «einfach zu gering, um die erheblichen Kosten zu rechtfertigen».

Findest du, dass bei der Medikamentenvergabe auf den Preis geachtet werden sollte?

In den USA erhielt der Wirkstoff schon im vergangenen Jahr seine Zulassung. Dort kostet das Leqembi die Patienten umgerechnet jeweils etwa 23'000 Franken im Jahr.

Laut der Europäischen Behörde erhöht sich mit Einnahme das Risiko einer Hirnblutung. Die MHRA spezifiziert das erhöhte Risiko auf ein bestimmtes genetisches Profil. Für Patienten mit diesem Profil sei das Medikament nicht zugelassen (etwa 15 Prozent aller Alzheimer-Betroffenen).

Alzheimer und Demenz: Jährlich immer mehr Betroffene

Morbus Alzheimer zählt zu den Demenzerkrankungen und macht etwa 60 bis 70 Prozent davon aus. Mit steigendem Alter erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit einer Alzheimer-Erkrankung. Bei der neurodegenerativen Erkrankung werden Zellen im Gehirn bis zur Unfähigkeit hin eingeschränkt.

Von den jährlichen 300'000 in Deutschland diagnostizierten Demenzerkrankungen handelt es sich bei mindestens zwei Dritteln um Alzheimertypen. Bis 2050 wird ein Anstieg der Demenzerkrankungen auf drei Millionen Menschen im Nachbarland prognostiziert.

Weltweit leiden (Stand März 2023) etwa 55 Millionen Menschen unter einer Demenzerkrankung – bis 2050 wird ein Anstieg auf 139 Millionen erwartet.

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