London: Ermittlungen zum mutmasslichen Anschlag
Nach der Festnahme eines 29-Jährigen wird der mutmassliche Terroranschlag in London untersucht. Am Dienstag war der Brite mit dem Auto in Fussgänger gefahren.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag fuhr ein 29-Jähriger in die Parlaments-Absperrung und verletzte drei Personen.
- Der Brite mit Migrationshintergrund wurde noch aus seinem Auto heraus festgenommen.
- Nun wird der mutmassliche Anschlag von britischen Terrorspezialisten untersucht.
Nach der schnellen Festnahme des Terrorverdächtigen von London versuchen die britischen Terrorspezialisten nun die Hintergründe des mutmasslichen Anschlags vor dem Londoner Parlament aufzuklären. Ein 29-jähriger Brite mit Migrationshintergrund – sehr wahrscheinlich ein Sudanese – war am Dienstag mit seinem Auto in Fussgänger und Radfahrer gefahren.
Drei Personen erlitten Verletzungen. Der Täter wurde noch am Tatort aus seinem Auto heraus festgenommen. Er schweigt zu seinem Verhalten.
Die Ermittler durchsuchten am Abend zwei Wohnungen in Birmingham und eine in Nottingham. In der Wohnung in Nottingham sollen Nachbarn zufolge gebürtige Sudanesen leben. Auch das Tatfahrzeug soll in Nottingham zugelassen sein. Der Fahrer kommt britischen Medienberichten zufolge aus dem Raum Birmingham. Die Ermittler gehen davon aus, dass er am späten Montagabend von Birmingham nach London gefahren ist. Ausserdem gehe die Polizei der Frage nach, ob der Sudanese Verbindungen zu dem islamistischen Attentäter Khalil Masood hatte, der im März 2017 einen ähnlichen Anschlag in London verübt hatte. Er habe nur wenige Minuten von der damaligen Unterkunft des Attentäters Masood entfernt gelebt.
Rasen in Absperrung
Auf einem Video im Internet ist zu sehen, wie der silberfarbene Ford Fiesta eine Verkehrsinsel und die Gegenfahrbahn überquert, bevor er in die Absperrung vor dem Parlament rast. Eine weitere Aufnahme zeigt, wie Polizisten den Fahrer aus dem demolierten Auto zerren.
Rooftop camera shows moment car crashes into barriers outside Parliamenthttps://t.co/CprbiGZgrg #Westminster pic.twitter.com/0noYclQNaR
— BBC Breaking News (@BBCBreaking) August 14, 2018
Auf Fernsehbildern waren am Boden liegende Radfahrer zu sehen. Fahrräder lagen verteilt über den Gehsteig. Eine Augenzeugin bezeichnete es als Wunder, dass es nicht noch mehr Verletzte oder gar Tote gegeben habe. «Die Leute stürzten überall hin», sagte die 31-Jährige der Nachrichtenagentur PA. Eine andere Frau berichtete, dass der Täter nach seiner Horrorfahrt ausdruckslos gewirkt habe.
Das Parlament ist seit einem Anschlag im März 2017 von einer Sicherheitsbarriere aus Stahl und Beton umgeben. Damals war ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in eine Menschenmenge gefahren, vier Passanten starben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von der Polizei erschossen wurde.
Selbstgebaute Bombe
London war mehrmals Ziel terroristischer Attacken. Zuletzt wurden im September 2017 insgesamt 30 Menschen verletzt, als im Berufsverkehr in einer U-Bahn-Station eine selbstgebaute Bombe hochging. Der Haupttäter war ein Flüchtling aus dem Irak.
Im Juni 2017 kamen in der britischen Hauptstadt acht Menschen bei einem Terroranschlag um. Erst überfuhren die Terroristen mit einem Transporter drei Menschen auf der London Bridge und dann erstachen sie fünf weitere am Borough Market. Polizisten erschossen die drei Täter. Im selben Monat fuhr ein Mann aus Hass auf Muslime mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge nahe einer Moschee - und tötete einen Menschen.
Bei der schwersten Terrorattacke der jüngsten Zeit in Grossbritannien riss im Mai 2017 ein Selbstmordattentäter nach einem Popkonzert des Teenie-Stars Ariana Grande in Manchester 22 Menschen mit in den Tod.
Seit dem Anschlag auf die Westminster Bridge im vergangenen Jahr wurden nach offiziellen Angaben bereits 13 islamistische und vier rechtsextreme Anschlagspläne in Grossbritannien vereitelt.