Maddie McCann: Deutscher Kinderschänder steht im Visier der Behörden
Das Wichtigste in Kürze
- Der Vermisstenfall von Maddie McCann sorgt seit dreizehn Jahren für Schlagzeilen.
- Nun gibt es eine neue Spur – und diese führt zu einem Kinderschänder in Deutschland.
- Dieser soll sich zur Tatzeit immer wieder in der Algarve aufgehalten haben.
Seit dreizehn Jahren wird Madeleine «Maddie» McCann nach einem Urlaub im portugiesischen Praia da Luz vermisst. Ihre Eltern Gerry und Kate haben seither die Hoffnung nie aufgeben. Nun gibt es eine neue Spur – und diese führt nach Deutschland.
Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt gegen einen mehrfach vorbestraften Sexualstraftäter wegen Mordes.
Der Deutsche (43) soll sich auch an Kindern vergangen haben. «Den meisten seiner Kontaktpersonen dürfte dies nicht bekannt sein», schreibt das BKA.
Laut der «Bild»-Zeitung handelt es sich möglicherweise um einen Mann, der letztes Jahr wegen der Vergewaltigung einer Amerikanerin (72) in Praia de Luz im September 2005 zu einer siebenjährigen Haft verurteilt wurde.
Wie kamen die Ermittler dem Mann auf die Spur?
Das BKA teilte mit, dass der nun Beschuldigte zwischen 1995 und 2007 regelmässig an der Algarve gelebt habe – unter anderem für einige Jahre in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz.
Also an dem Ort, an dem Maddie mit ihren Eltern den Urlaub in einer Ferienanlage verbracht hatte. Er soll in dieser Zeit in dem Ferienort mehreren Gelegenheitsjobs nachgegangen sein. «Unter anderem in der Gastronomie», so das BKA.
Aber auch Einbrüche in Hotelanlagen und Ferienwohnungen sowie Drogenhandel soll der Tatverdächtige begangen haben. Maddie verschwand aus der Ferienwohnung ihrer Eltern, als diese abends essen waren.
In der ZDF-Sendung «Aktenzeichen XY» sagte der leitende BKA-Ermittler Christian Hoppe gestern Mittwoch, das Handy des Mannes sei zur Tatzeit in der Nähe des Tatortes eingeloggt gewesen. An dem Abend, als Maddie verschwand, soll er einen Anruf unter der portugiesischen Nummer 0351 912 730 680 erhalten haben.
Die britischen Ermittlungsbehörden glauben, dass der Anrufer ein äusserst wichtiger Zeuge sein könne. «Wir rufen sie dazu auf, in Kontakt zu treten», heisst es in einer Mitteilung von Scotland Yard. Die Nummer des Anrufers lautete 0351 916 510 683.
Die britischen Ermittlungsbehörden teilten am Mittwochabend zudem mit, dass der Mann zur Tatzeit kurzes, blondes Haar trug und in etwa 1,80 Meter gross ist.
Der Mann benutzte mehrere Autos, unter anderem einen Jaguar XJR 6 und einen VW T3 Westfalia. Der XJR wurde nach dem Verschwinden von Maddie auf einen neuen Halter umgemeldet.
In dem VW-Caravan soll der Mann zeitweise gewohnt haben. Die Beamten suchen mit Fotos nach Beweisen. Es liegen offenbar Hinweise vor, dass der 80er-Jahre VW-Van zur Begehung der Tat genutzt haben könnte.
Der Fall von Maddie McCann
Der Fall von Maddie McCann sorgte im Frühjahr 2007 weltweit für Entsetzen. Das damals dreijährige Mädchen war spurlos aus einer Appartementanlage im portugiesischen Praia da Luz verschwunden. Die Eltern waren zu der Zeit in einem nahegelegenen Restaurant essen.
Die Ermittler waren von einer Entführung ausgegangen. Zeitweise standen auch die Eltern selbst unter Verdacht. Madeleines Eltern hatten sich mit teils emotionalen Aufrufen immer wieder an die Öffentlichkeit gewandt, um Informationen über den Verbleib ihrer Tochter zu erhalten.
«Alles, was wir je wollten, ist sie zu finden, die Wahrheit ans Licht zu bringen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen», heisst es in einem Statement der Eltern in der Scotland-Yard-Mitteilung.
«Wir werden niemals die Hoffnung aufgeben, Madeleine lebend zu finden, aber was auch immer herauskommen sollte, wir müssen es wissen, weil wir Frieden finden müssen.»
Bei «Aktenzeichen XY» gingen über Jahre Hinweise ein
Am Mittwochabend nahmen 30 Beamte der Bundeskriminalpolizei die eingehenden Hinweise bei «Aktenzeichen XY». Laut der «Bild»-Zeitung klingelten die Telefone «heiss».
Der Fall wurde in der ZDF-Sendung mehrmals behandelt. Nach einer Folge aus dem Jahr 2013 seien bereits Hinweise auf den deutschen Kinderschänder eingegangen, sagte Christian Hoppe vom Bundeskriminalamt (BKA) am Mittwochabend.
Auch nach einem Bericht zehn Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens habe es Hinweise gegeben. Damals reichten die Informationen aber nicht für Ermittlungen oder eine Festnahme aus, wie Hoppe berichtete.
Es gab demnach viele Indizien, der entscheidende Beweis fehle aber noch. Die Ermittlungen führten zu der Annahme, dass das Mädchen einem Tötungsdelikt zum Opfer gefallen ist.
Laut Scotland Yard hatte die Metropolitan Police nach dem 10. Jahrestag des Verschwindens von Maddie Informationen über einen deutschen Mann erhalten.
«Dieser soll sich bekanntermassen in und um Praia de Luz aufgehalten haben. Wir haben mit Kollegen in Deutschland und Portugal zusammengearbeitet und dieser Mann ist ein Verdächtiger im Verschwinden von Madeleine», so Scotland Yard-Detective Chief Inspector Mark Cranwell.