Maddie McCann: Portugal-Polizei beschuldigt noch immer die Eltern
Laut dem ermittelnden Staatsanwalt in Braunschweig (D) glauben die portugiesischen Behörden noch immer an die Schuld von Maddies Eltern.
Das Wichtigste in Kürze
- Portugals Behörden glauben noch immer, Maddies Eltern hätten sie getötet.
- Das sagt der Braunschweiger Staatsanwalt.
- Derweil geraten auch immer mehr Ex-Freundinnen des Verdächtigen ins Visier.
Es ist einer der wohl bewegendsten Kriminalfälle der jüngeren Geschichte. Die Entführung von Maddie McCann in Portugal im Jahr 2007. Seither dauern die Ermittlungen an – letzte Woche nahmen sie neue Fahrt auf. Der mutmassliche Tatverdächtige hat mittlerweile einen Namen: Christian B. (43).
Dieser wurde von den Behörden noch nicht vernommen. Er macht von seinem Recht zu Schweigen Gebrauch.
Doch längst nicht alle glauben an seine Schuld, wie der der «Daily Telegraph» berichtet. Der Braunschweiger Staatsanwalt Hans Christian Wolters sagt, dass die portugiesische Polizei noch immer an die Schuld von Maddies Eltern Kate und Gerry glaube.
Die beiden waren bereits kurze Zeit nach der Tat unter dem Verdacht gestanden, ihrer Tochter aus Versehen eine zu hohe Dosis Medikamente verabreicht und sie dadurch getötet zu haben. Die Vermutung damals: Sie hätten die Leiche dann irgendwie verschwinden lassen. Wegen ungenügender Beweise wurde diese Ermittlungsspur dann aber schon bald nicht mehr weiter verfolgt.
Zusammenarbeit mit Portugal «umständlich»
Laut Wolters sei die Zusammenarbeit mit den portugiesischen Behörden «umständlich». Zudem habe die deutsche Staatsanwaltschaft Beweise, dass Maddie tot und nicht mehr am Leben sei. B. sei der einzige Verdächtige. Der Deutsche sitzt zurzeit in Kiel (D) eine Haftstrafe wegen eines Drogendelikts ab. Er sei zu seiner eigenen Sicherheit mittlerweile in Einzelhaft verlegt worden.
Die portugiesischen Behörden stehen schon länger in der Kritik. Sie hatten B. schon 2007, kurz nach Maddies Entführung, als Verdächtigen in Betracht gezogen, den Verdacht dann jedoch «verworfen».
Ex-Freundin: B. hat sich als «Biest» entpuppt
Gegen B. werden immer heftigere Vorwürfe laut. Immer mehr ins Licht der Ermittlungen geraten derweil aber auch seine Ex-Partnerinnen.
Eine britische Ex-Freundin aus Berkshire behauptet nun, er habe sie in einem Eifersuchtsanfall angegeriffen. Die beiden waren zusammen, als sie in der Algarve in einer Bar gearbeitet und er dort gewohnt haben, schreibt der «Mirror». Noch immer hat sie zu grosse Angst, öffentlich mit Namen aufzutreten.
Kopf mehrmals gegen die Wand geschlagen
Eskaliert war die Situation eines Abends, an dem die Frau gemäss eigenen Angaben zuvor einen anderen Mann umarmt hatte. B. habe sie daraufhin gepackt und ihren Kopf mehrmals gegen die Wand geschlagen.
Der Deutsche brach danach offenbar in der Wohnung der Britin ein, versteckte sich unter dem Bett und wartete auf sie. Aber anstatt sie nochmals anzugreifen, habe er sich bloss «kalt» abgewendet und sei gegangen.
2005 ging die Beziehung dann in die Brüche. Laut der Frau habe sich B. vom charmanten Deutschen zum besitzergreifenden und gewalttätigen Biest entwickelt. Ausserdem habe er sie nach dem Beziehungs-Aus gestalkt.
«Bis jetzt habe ich mich geweigert zu glauben, dass jemand, mit dem ich zu tun hatte, so etwas Schreckliches und Ekelhaftes begehen könnte, wie ein Kind zu verletzen», sagt sie zum «Spiegel». Und: «Ich finde es absolut widerlich. Es macht mich krank. Nicht nur krank, sondern auch wütend.»
Kosovarische Ex-Freundin steht unter Polizeischutz
Eine andere Ex-Freundin, die ursprünglich aus dem Kosovo stammt, steht derzeit unter Polizeischutz. Sie gilt als wichtige Zeugin und hatte mit B. in Deutschland zusammengewohnt. Er hatte sie heftigst zusammengeschlagen, nachdem sie auf seinem Laptop Kinderpornos gefunden hatte.
Auch auf eine dritte Frau fokussieren sich die Ermittler. Sie hatte um das Jahr 2004 in der Nähe von Praia da Luz gelebt. Dort hatte sie sich gemäss «Bild» als Psychologin ausgegeben und minderjährige Kinder betreut. Zwei 16-Jährige, ein Mädchen und ein Bub, hatten dauerhaft in ihrem Haus gewohnt.
Und dort soll auch Christian B. immer wieder ein- und ausgegangen sein. Das lokale Sozialamt habe der Frau dann die Kinder weggenommen. Sie verschwand daraufhin und hinterliess mindestens 10'000 Euro Schulden.