MeTooEP bekämpft Übergriffe im EU Parlament
Selbst im Europäischen Parlament ist sexuelle Belästigung bis hin zum Missbrauch kein Einzelfall. «MeTooEP» will den Opfern Gehör verschaffen.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Internetblog «MeTooEP» berichten Mitarbeitern des EU-Parlaments über Belästigungen.
- Seit Oktober wird fast jeden Tag ein neuer Beitrag veröffentlicht.
Die Opfer berichten von Kollegen, die sie im Aufzug bedrängen. Die sie heimlich fotografieren. Die sie in dunkle Büros einladen. Die kein Nein akzeptieren. So verschieden die Geschichten sind, sie haben zwei Dinge gemeinsam: Es sind Beschwerden von Mitarbeitern des Europäischen Parlaments. Und sie sind nachzulesen im Internetblog «MeTooEP».
Der Hashtag #MeToo machte Karriere: Mit ihm gekennzeichnet berichteten Menschen in aller Welt in sozialen Netzwerken und darüber hinaus von ihren Erfahrungen mit sexueller Belästigung – bis hin zur Vergewaltigung. «MeTooEP» erzählt von Fällen, die sich im EU-Parlament abgespielt haben sollen. Mit einem Blog dieses Namens kämpft eine Gruppe von rund 20 Parlamentariern dagegen an. Seit Oktober veröffentlichen sie fast jeden Tag einen neuen Beitrag.
«Dass es diese Fälle gibt, war klar»
Eine von ihnen ist Milena Horn aus Deutschland, die seit vier Jahren als handelspolitische Referentin im Parlament arbeitet und sich als Vertrauensperson für Kollegen engagiert. «Dass es diese Fälle gibt, war klar. Aber es sind noch mehr, als ich gedacht hätte.»
Um die Opfer zu schützen, aber auch, um die Täter nicht öffentlich an den Pranger zu stellen, veröffentlichen die Blog-Betreiber die Beiträge in anonymisierter Form. Auch, «weil es unser aller Geschichten sind», wie es auf der Seite heisst.
Florian Meinhold vom Kölner Institut für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung hält das Projekt für hilfreich, um die Sichtbarkeit des Problems erhöhen. «Sehr viele Opfer sprechen nämlich gar nicht über ihre Erfahrungen», sagt der Psychologe. «Wenn andere Betroffene ihre Geschichten öffentlich machen, kann das helfen zu verstehen, was alles unter sexuelle Belästigung fällt.»
Externe Ansprechpartner
MeTooEP ist Weckruf und Protest zugleich. Bereits vor einem Jahr stimmte das EU-Parlament für eine Resolution, die den Kampf gegen sexuelle Belästigung wirksamer machen sollte. Vorgesehen sind unter anderem externe Ansprechpartner, an die Opfer sich wenden können. Zwar gibt es bereits ein beratendes Komitee mit Ansprechpartnern für Opfer von Belästigung oder Mobbing – allerdings sitzen darin Parlamentarier.
Mit ihrem Blog will die MeTooEP-Bewegung beweisen, dass es mehr Fälle von Missbrauch und Belästigung im Parlament gibt, als dem internen Komitee bekannt sind. Auf einer Demonstration im März sammelte die Gruppe nach eigenen Angaben 1000 Unterschriften von Kollegen, die ihre Forderungen unterstützen.