Missbrauchsopfer von Geistlichen appellieren an die Uno
Laut Missbrauchsopfern von Klerikern soll die Uno den Vatikan zwingen, internationalen Verpflichtungen nachzukommen.
Die Weltorganisation von Missbrauchsopfern prangerte am Dienstag in Genf mögliche «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» und «Völkermord» an. Auch in der Schweiz wurden jüngst über 1000 Missbrauchsfälle bekannt. Die Missbräuche seien weltweit ein riesiges Menschenrechtsproblem, sagte der Gründer der Organisation «End Clergy Abuse»/«Missbrauch durch Kleriker beenden» (ECA), Adalberto Mendez, vor den Medien.
In Genf wollten die Leiter der ECA und Opfer am Rande des Uno-Menschenrechtsrats Gespräche führen. Ziel war ein «erstes Treffen» mit staatlichen Vertretern über die Möglichkeiten, den Vatikan für die Verletzung seiner internationalen Verpflichtungen zur Verantwortung zu ziehen.
Überlebende von Missbrauch
ECA ersucht den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag um eine internationale Analyse des völkerrechtlichen Status des Heiligen Stuhls. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) soll sich zudem mit bestimmten Fällen befassen.
«Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit werden nicht ausschliesslich in Kriegen begangen», so Mendez. Die ECA-Leiter wurden in Genf von mehreren Überlebenden von Missbrauch in mehreren Ländern begleitet.
Amtsentzug für missbräuchliche Priester
Am Montag hatte ECA in Rom einen Vorschlag für ein «Null-Toleranz»-Gesetz enthüllt, zu dessen Umsetzung sich der Vatikan verpflichten sollte. Der Organisation zufolge sollten Priestern, die für Missbrauch verantwortlich sind, alle kirchlichen Ämter entzogen werden. Auch diejenigen, die Missbräuche decken, sollen ihre Ämter abgeben müssen.
Die Organisation ECA wurde von einem ihrer Schweizer Mitglieder auch über den jüngsten Bericht der Universität Zürich informiert, wonach in der Schweiz über 1000 Missbrauchsopfer identifiziert wurden. Die ECA wies darauf hin, dass die Zahl wahrscheinlich viel höher liegt: «Der Fall in der Schweiz zeigt die Dimension des Problems», sagte Mendez.