Moritz Bleibtreus Regiedebüt mit «Cortex»: Labyrinthisches Drama

Keystone-SDA
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Deutschland,

Moritz Bleibtreus Regiedebüt ist düster, verworren und auf vielen Ebenen unterwegs. Mit dem Film «Cortex» bringt er einen Thriller auf die Leinwand, der mit der Wahrnehmung spielt und vieles offen lässt. Es geht ums Träumen, um Wahn und Wirklichkeit.

Moritz Bleibtreu bei der Premiere des Films «Cortex» beim Filmfest Hamburg. Foto: Georg Wendt/dpa
Moritz Bleibtreu bei der Premiere des Films «Cortex» beim Filmfest Hamburg. Foto: Georg Wendt/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Moritz Bleibtreu wagt er sich für seinen Kinofilm «Cortex» erstmals auf die andere Seite der Kamera, nachdem er in mehr als 90 Filmen als Schauspieler mitgewirkt hat.

Für sein Regiedebüt hat er zudem einen Stoff ausgewählt, der weit entfernt von klassischen Drehbuchvorlagen ist. Denn «Cortex» ist ein Film wie ein Labyrinth. Mit Sackgassen, mit Irrwegen, scheinbar ohne Ausgang. Dabei ist der in Hamburg gedrehte Film mit seinen vielen Erzählebenen gleichzeitig eine Mischung aus düsterem «Körpertausch»-Film und einer deutschen und klaustrophobischeren Version von «Inception». Und am Ende fragt man sich: Was war jetzt eigentlich Traum und was Wirklichkeit?

Im Mittelpunkt des unvorhersehbaren, komplexen Thrillers steht der biedere Familienvater und Supermarkt-Sicherheitsmann Hagen (Bleibtreu). Der kann wegen seiner aufwühlenden Träume nicht gut schlafen und ist tagsüber entsprechend gerädert. So müde, dass er sogar beim Autofahren an der Ampel und am Arbeitsplatz einschläft.

Dabei träumt er von einem jungen Mann (Jannis Niewöhner), den er zuvor noch nie gesehen hat. Aber hat ihn nicht genau dieser Mann erst kürzlich über die Videokamera des Supermarktes angeschaut? Hat am Ende genau dieser Kerl eine Affäre mit seiner Frau (Nadja Uhl)? Oder bildet er sich das nur ein? Déjà-vus, Flashbacks, Erinnerungen, Wunschvorstellungen - die Leben der beiden Männer verweben immer mehr zu einer gemeinsamen Welt.

Wer ist hier eigentlich wer? Vermischen sich die Persönlichkeiten der beiden? Wie viel des Erlebten ist nur ein Wunsch? Gibt es den zweiten Mann doch nur in Hagens Vorstellung? Am Ende des Films bleiben viele Fragen offen. Und genau das will Bleibtreu, wie aus dem Presseheft hervorgeht. Selbst die Hauptdarsteller Niewöhner und Uhl mussten das Buch mehrfach lesen und waren selbst dann nicht sicher, ob sie alles richtig verstanden hatten. «Es ist einfach eine spannende und neue Geschichte, die mit einer aussergewöhnlichen Erzählstruktur versehen ist. So etwas kennt man aus dem Kino in letzter Zeit gar nicht», sagt Niewöhner dazu.

Bleibtreu, der auch das Drehbuch geschrieben hat, hatte die Idee zu diesem undurchdringbaren Psychothriller schon vor rund zehn Jahren. «Das Genre des BodySwitch-Films mochte ich schon immer. Allerdings wollte ich es nie auf die amüsante Art betrachten, sondern mich dem Thema von der psychologischen Seite nähern», sagt Bleibtreu dazu laut Presseheft. Der Film beschäftige sich mit der Frage «Was wäre, wenn die Vorstellung, jemand anderes zu sein, Wirklichkeit wird?». Für seinen ersten Film als Regisseur habe er möglichst kompromisslos das gemacht, was er schon lange machen wollte, sagte er dazu der Zeitschrift «Szene Hamburg». Zudem mache ihm «kompliziertes Zeug» im Allgemeinen einfach Spass.

An sein Debüt sei er recht unbefangen herangegangen, sagte Bleibtreu dazu der Deutschen Presse-Agentur. «Ich wollte eigentlich nichts weiter machen, als einen kleinen rotzigen Debütfilm. Und wenn mir das gelungen ist, dann freue ich mich. Mehr sollte es gar nicht sein.»

Die düstere Geschichte von «Cortex» wird ergänzt durch eine ebenso klare wie passende starke Bildsprache. Zum Teil erinnert sie an alte Hitchcock-Filme, an Hollywoods Film-Noir-Werke. Das ist grosses Kino, beeindruckt und macht visuell richtig viel Spass.

Auch inhaltlich hallt «Cortex» nach. Nach dem Film dürften viele Kinogänger die einzelnen Szenen nochmal abrufen, sortieren, nach verräterischen Spuren für eine mögliche Auflösung suchen. So mancher dürfte dabei aber ratlos zurückbleiben.

Wer Filme mit eindeutigem Abschluss mag, wird den bei «Cortex» nicht finden. Die zahlreichen Fäden der Geschichte scheinen in der Luft hängen zu bleiben. Wer sich hingegen gern auf karussellartige Gedankenspiele einlässt und «Inception», «Face/Off» und «Lost Highway» mochte, dürfte auch vom Bleibtreu-Debüt gut unterhalten werden.

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