München entlässt Chefdirigenten der Philharmoniker wegen dessen Nähe zu Putin

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Deutschland,

Die Stadt München entlässt den Chefdirigenten der Philharmoniker, Waleri Gergijew, wegen fehlender Distanzierung vom russischen Präsidenten Wladimir Putin und vom Einmarsch Russlands in die Ukraine.

Preisverleihung im Kreml mit Putin und Gergijew im September 2016
Preisverleihung im Kreml mit Putin und Gergijew im September 2016 - POOL/AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Russische Operndiva Netrebko zieht sich vorübergehend aus Konzertleben zurück.

Weltweit wurde der Putin-Freund von einer Reihe renommierter Orchester ausgeladen, darunter am Dienstag auch von der Mailänder Scala. Die russische Operndiva Anna Netrebko sagte ihrerseits alle Konzerte für die kommenden Monate ab.

Ab sofort werde es keine weiteren Konzerte der Münchner Philharmoniker unter Gergijews Leitung geben, erklärte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag. Reiter hatte Gergijew, der seit 2015 Chefdirigent der Philharmoniker war, bereits am Freitag aufgefordert, sich klar von dem Angriffskrieg Russlands zu distanzieren. Er setzte ihm dafür eine Frist bis Montag, die Gergijew verstreichen liess.

Gergijew habe sich trotz der Aufforderung, «sich eindeutig und unmissverständlich von dem brutalen Angriffskrieg zu distanzieren, den Putin gegen die Ukraine und nun insbesondere auch gegen unsere Partnerstadt Kiew führt», nicht geäussert, erklärte Reiter. Er hätte erwartet, dass Gergijew «seine sehr positive Einschätzung» des russischen Präsidenten Putin «überdenkt und revidiert». Das sei nicht geschehen.

«In der aktuellen Situation wäre aber ein klares Signal für das Orchester, sein Publikum, die Öffentlichkeit und die Stadtpolitik unabdingbar gewesen, um weiter zusammenarbeiten zu können», betonte Reiter. Deshalb bleibe als alleinige Option nur eine sofortige Trennung. Auch seine Münchner Künstleragentur vertritt ihn nicht länger.

Das Festspielhaus Baden-Baden stellte ebenfalls die Zusammenarbeit mit Gergijew ein. «Wir vertreten offensichtlich nicht mehr die gleichen Werte», erklärte Intendant Benedikt Stampa am Montag. Gergijew war 24 Jahre lang regelmässig Gast im Festspielhaus, das zu den grössten Spielstätten der klassischen Musik in Europa zählt.

Der in Moskau geborene Star-Dirigent tritt in zahlreichen bekannten Konzerthäusern in aller Welt auf. Seit mehr als zwei Jahrzehnten leitet er zudem das berühmte Mariinski-Theater in Sankt Petersburg. Mehrere grosse Häuser beendeten aber ihr Engagement mit Gergijew, darunter die Pariser Philharmonie und die New Yorker Carnegie-Hall.

Am Dienstag ersetzte das Philharmonie-Orchester der Mailänder Scala den russischen Dirigenten für ein am 7. März geplantes Konzert mit Stücken von Rachmaninow und Tschaikowsky. An seiner Stelle werde der Musikdirektor der Scala, Riccardo Chailly, das Konzert leiten, erklärte das Orchester. Es werde zudem «den Opfern des Krieges und dem Frieden gewidmet» sein.

Am Montag hatte die Scala bereits einen Ausschluss des russischen Maestros vom Dirigat von Tschaikowskys Oper «Pique Dame» angekündigt, deren Aufführungen zwischen dem 5. und 13. März stattfinden. Eine offizielle Ankündigung, wer ihn ersetzt, steht aber noch aus.

Das Schweizer Verbier Festival enthob Gergijew von seiner Position als Musikdirektor, und auch das Lucerne Festival sagte für August geplante Konzerte Gergijews mit dem Mariinski-Orchester ab.

Die Bayerische Staatsoper beendete unterdessen die Engagements sowohl mit Gergijew als auch mit Netrebko. Staatsintendant Serge Dorny begründete dies auf Twitter ebenfalls mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und «einer fehlenden ausreichenden Distanzierung» der beiden Musikstars.

Netrebko selbst erklärte, sie werde sich bis auf Weiteres aus dem Konzertleben zurückziehen. «Es ist nicht die richtige Zeit für mich aufzutreten und zu musizieren», erklärte der Opernstar. Damit fällt auch ein für Mittwoch geplantes Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie sowie ein für den 9. März geplanter Auftritt in der Scala aus. Das Hamburger Konzert wurde auf September verschoben.

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