Nach Erdbeben: Italien fürchtet sich vor Ausbruch von «Super-Vulkan»
In den Campi Flegrei in Süditalien häufen sich aktuell die Erdbeben. Nun geht die Angst vor einem grossen Vulkanausbruch herum – die Folgen wären verheerend.
Das Wichtigste in Kürze
- In den Phlegräischen Feldern wurden zuletzt viele Erdbeben registriert.
- Rund um die Stadt Napoli fürchtet man sich nun vor einem Mega-Vulkanausbruch.
- Einige Experten warnen vor den Auswirkungen – andere sehen es etwas entspannter.
Im Süden Italiens bebt die Erde: Innerhalb einer Woche wurden in den Campi Flegrei in der Nähe von Napoli 250 Erdbeben registriert. Das heftigste davon erreichte die Stärke 4,2 – es ist Berichten zufolge das stärkste seit 40 Jahren.
Die Bewegungen sorgen in Italien, insbesondere in der betroffenen Region, für Aufregung. Denn das Gebiet ist auch ein Vulkanfeld mit über 50 Eruptionsherden und wird als «Super-Vulkan» eingestuft. Zuletzt brachen die Phlegräischen Felder, so der deutsche Name, im Jahr 1538 aus. Der damals entstandene Vulkan Monte Nuovo ist immer noch aktiv.
Vulkan könnte «eine ganze Gesellschaft» auslöschen
Gegenüber der italienischen Tageszeitung «La Stampa» erklärt Geologe Mario Tozzi, welche Folgen ein erneuter Ausbruch hätte. Diese wären laut dem Experten verheerend.
Im Falle eines Ausbruchs müsste eine halbe Million Menschen evakuiert werden. Theoretisch könnte die Eruption «eine ganze Gesellschaft» auslöschen, so Tozzi.
Doch nicht alle Experten machen sich Sorgen. Geophysiker Giovanni Macedonio sagt gegenüber der Zeitung «La Repubblica»: «Das Risiko eines Ausbruchs ist relativ gering.» Zudem sei das Gelände unter genauster Beobachtung, so Macedonio: «Mit Satelliten und GPS bemerken wir auch kleinste Bewegungen des Bodens.»
Unklar ist zudem, wo genau sich der Ausbruch ereignen würde. Eine Magma-Kammer liegt unter dem Ort Pozzuoli – allerdings könnte diese auch nur die oberflächlichste sein. Derweil stellt Tozzi klar: Eine direkte Verbindung zwischen dem Vesuv, der vor 2000 Jahren Pompeji verschüttete, und den Campi Flegrei gibt es nicht. Letztere liegen etwa 20 Kilometer westlich des Vesuvs.
Gebäude drohen bei stärkeren Erdbeben einzustürzen
In der jüngeren Vergangenheit hat man in der Region Kampanien auch schon befürchtet, dass der Vesuv ausbrechen könnte. Experten zufolge ist eine Eruption, die ebenfalls grosse Folgen hätte, noch in diesem Jahrhundert durchaus möglich. Allerdings sind solche Prognosen sehr schwierig.
Fakt ist: Nicht nur ein Vulkanausbruch kann die Region schwer treffen, sondern auch «nur» stärkere Erdbeben. Vulkanologe Giuseppe De Natale warnt gegenüber dem «Corriere della Sera»: «Es besteht ein ernstzunehmendes Risiko, dass die schwächsten Gebäude einstürzen.» Speziell öffentliche Gebäude wie Schulen müssten nun überprüft werden, sagt er – zum Teil ist dies inzwischen bereits geschehen.
Immerhin blieb es in der vergangenen Nacht ruhig, was Erdbeben angeht. In Pozzuoli sind die Schulen ab heute Donnerstag nach Kontrollen wieder geöffnet. Am Mittwoch blieben sie vorsichtshalber zu.