Wahlkampf

Nach Strassenkrieg: Jetzt nutzen die Rechten Dijon für den Wahlkampf

Antun Boskovic
Antun Boskovic, AFP

Frankreich,

In Dijon (F) tobte zuletzt ein Strassenkrieg zwischen Tschetschenen und Bewohnern mit nordafrikanischen Wurzeln. Ein gefundenes Fressen für Marine Le Pen.

Dijon
Bilder des Fernsehsenders BFM TV vom 15. Juni zeigen Menschen zum Teil mit Schlagstöcken in den Händen, die an einem brennenden Auto in Dijon vorbeilaufen. - AP

Das Wichtigste in Kürze

  • Vor Kurzem soll in Dijon ein 16-jähriger Tschetschene angegriffen worden sein.
  • Dies löste einen Strassenkrieg aus, die französische Anti-Terror-Einheit wurde eingesetzt.
  • Marine Le Pen verglich das Geschehen mit Szenen aus «Bagdad» und «Clockwork Orange».

Rund 150 Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt liegt Dijon. Die Stadt in der ostfranzösischen Region Burgund gilt eigentlich als ruhiges Pflaster.

Umso schockierender waren die Bilder, die in den letzten Tagen um die Welt gingen: Vier Nächte lang lieferten sich Tschetschenen und Bewohner der Vorstadt Les Grésilles einen regelrechten Strassenkrieg. Laut Augenzeugen waren die Gewalttäter zum Teil vermummt und bewaffnet mit Baseballschlägern und Eisenstangen vorgegangen.

Brennende Autos und Schüsse

Die lokale Polizei hätte es teilweise mit 50 bis 100 Menschen zu tun gehabt, sagte der regionale Vorsitzende der Gewerkschaft der Nationalpolizei Alliance PN, Stéphane Ragonneau. Sie seien auch mit «Sturmgewehren und Kriegswaffen» ausgerüstet gewesen.

Dijon
Brennende Objekte nach Strassenschlachten in Dijon. - Twitter

Sie steckten Autos und Abfalleimer in Brand, städtisches Mobiliar wurde zerstört. Der Inhaber einer Pizzeria musste mit einer Schussverletzung ins Spital eingeliefert werden. Es gab mehrere Verletzte.

Der Auslöser: Offenbar wurde ein 16-Jähriger tschetschenischer Herkunft im Vorort Les Grésilles spitalreif geschlagen. Die Angreifer sollen maghrebinische Drogendealer sein. Daraufhin seien auf sozialen Netzwerken bis zu 140 Personen tschetschenischer Herkunft zusammengetrommelt worden, wie der zuständige Staatsanwalt sagte. Um sich für den Angriff auf den Jugendlichen zu rächen.

Französische Anti-Terror-Einheit kam zum Einsatz

«Unsere Leute haben keine Angst. Sie sind überzeugt, dass die Polizei nichts unternommen hätte, um die Urheber der Aggression zu fassen», erklärte einer ihrer Sprecher den französischen Medien. Der sozialistische Bürgermeister von Dijon, François Rebsamen, glaubt, die Tschetschenen wären gekommen, weil die Justiz zu spät reagiert habe.

Die lokale Polizei schien zu Beginn der Strassenschlachten masslos überfordert zu sein. Erst als die Bilder durch das ganze Land gingen, schickte Innenminister Christophe Castaner Verstärkung. Sogar Polizisten der Anti-Terror- und Eliteeinheit Raid kamen dann zum Einsatz.

Heute Donnerstag haben die Ermittler nach Durchsuchungen in mehreren Städten sechs Verdächtige festgenommen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP handelt es sich um Tschetschenen. Gemäss «Le Parisien» sollen sie zwischen 23 und 54 Jahre alt sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach eigenen Angaben unter anderem wegen bandenmässigen Tötungsversuchs und Mitgliedschaft in einer bewaffneten Gruppe.

Wie im «Wilden Westen» oder bei «Clockwork Orange»

Die beispiellosen Vorfälle in Dijon sorgten landesweit für Empörung und Kritik an der Regierung von links bis rechts. Besonders für Marine Le Pen, Chefin des rechtsextremen Rassemblement national, ein gefundenes Fressen. Sie reiste extra nach Dijon, um vor Ort in einer Pressekonferenz die Regierung von Emmanuel Macron zu kritisieren.

Marine Le Pen Dijon
Marine Le Pen ist Chefin des rechtsextremen Rassemblement National. - Keystone

Diese sei durch ihre «Untätigkeit» mitschuldig an dem «Chaos». Sie verglich die Geschehnisse mit dem «Wilden Westen oder Bagdad» und mit Zuständen wie in den Filmen «Clockwork Orange» und «Mad Max». In Les Grésilles müssten Einwohner sich mit der Identitätskarte bei den lokalen Drogenhändlern ausweisen, um in ihre Wohnungen zu gelangen. Wie sie die Situation verbessern würde, sagte Le Pen dabei nicht.

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