Nationalfeiertag: Botschafter schwärmt von Schweiz statt Frankreich
Es ist der französische Nationalfeiertag. Der französische Botschafter in der Schweiz schwärmt: von der Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute ist der französische Nationalfeiertag.
- Gelegenheit für eine Rede des französischen Botschafters in der Schweiz.
- Die Schweiz kommt darin allerdings besser weg. Eine Zusammenfassung.
So sollte es doch immer sein, am Nationalfeiertag: Wir lauschen der Rede eines wortgewandten und halbwegs wichtigen Menschen, der uns sagt, warum unsere Nation so schön, wichtig, schnusig und überhaupt, schnief, sowieso das Beste ist. Stattdessen hören wir am 1. August zu, wie es 1315 war, und 1848, und worauf wir stolz sein müssen und was wir noch besser tun sollten.
Vive l’ambassadeur de France!
So gesehen muss man den Botschafter Frankreichs in der Schweiz hochleben lassen. Denn er hat genau das gemacht: Am Nationalfeiertag die Schweiz in all ihren Vorzügen beschrieben. Gut, es war am französischen Nationalfeiertag, aber wie gesagt, so sollte es doch immer sein, an jedem Nationalfeiertag.
Die Rede von Monsieur Frédéric Journès beginnt mit seiner damaligen Anreise in die Schweiz, im TGV Lyria, via Basel. Seine grösste Sorge: Er reist mit einer Katze, aber weder die SNCF noch die SBB verkaufen Katzenbillette. Notgedrungen kauft er ein Hundebillett, um in der neuen Heimat nicht gleich unangenehm aufzufallen. Jö.
Die Schweizer sind einfach die besten
Doch, weit gefehlt: Kein Schwein interessiert sich fürs Katzenbillet. Die Kondukteurin erkundigt sich stattdessen nach Alter und Stammbaum, streichelt das Büsi und begrüsst die Zugereisten auf Französisch und «Berner Deutsch». Man ist begeistert, Mann auch, denn Herr Botschafter hat auch seinen Gemahl, den Künstler Hristo Mavrev, im Schlepptau.
Kurz danach wird zum ersten Mal die Aare überquert und zum ersten Mal Eiger, «Mönsch» und Jungfrau erblickt. Und das Bundeshaus, und das Münster, und den Zytglogge, und «als bereits das Licht die grünen Strassen der Stadt vergoldete, entdeckten wir diese wunderbare rosa Villa, die Villa Tscharner». Was nicht so verwunderlich ist, denn diese ist seit über hundert Jahren die Residenz des französischen Botschafters.
Und Hristo flüsterte in Frédérics Ohr: «Das ist ja wie im Märchen.» Und Hristo habe recht, findet Frédéric, was wir gerne auch glauben würden. Wenn es nicht gar so kitschig klingen würde und Frédéric vis-à-vis Hristo nicht emotional vorbelastet wäre und ihm sowieso immer recht gibt. Jö!
Kurzes Intermezzo
Es folgt, was folgen muss, in dieser sonst löblichen Rede: Der «Quatorze Juillet», wichtig für Frankreich, und dann ist ja auch noch Ukraine-Krieg, und Europa und Halbleiterforschung und gemeinsam sind wir stark.
Ach, Frankreich, gerade schwierig, gewaltsame Proteste, lieber Tee, bald Olympische Spiele, ah und der Klimawandel. Den habe er auch gesehen, erzählt der Botschafter: diese armen Schweizer Gletscher, Aletsch, Gornergrat; und der «Spitze Stei» in Kandersteg. Womit wir wieder beim Hauptthema wären: Der Eidgenossenschaft, schliesslich ist ja Nationalfeiertag,
Die Schweizer sind einfach die besten
Er habe die Schweizer zusammen mit Franzosen wunderbare Dinge tun sehen: Die Art Basel ist in Paris, die Grenzgänger sind in der Schweiz, Kino, Literatur, Bühne, Forschung, Tourismus. Aber: Die Schweiz sei anders, und diese Andersartigkeit mache sie grossartig. Eine geeinte Gesellschaft, eine lebendige Demokratie, die für die «Ehe für alle» und den Ruhestand mit 65 gestimmt hat.
Und dann sagt Botschafter Frédéric Journès es wirklich, tatsächlich, es ist imfall wahr. Jetzt, wo wir schon in die Ecke von «ach, ja, schon gut, danke, wirklich» gedrängt sind, setzt er zur links-recht-links-Kombination mit nachfolgendem Uppercut an. «Ich bewunderte die Schweiz und ich bewundere die Schweiz.» Schmelz!
Schweiz Tourismus sagt «merci»
Jetzt ist kein Halten mehr: Der Botschafter setzt zu einer Auflistung an wunderbaren Schweiz-Dingen an, als wollte er eine Einbürgerungskommission von seinem Patriotismus überzeugen. Denn er sei verzaubert von dieser atemberaubenden Schönheit. Die Wasserfälle von Lauterbrunnen, die Blumenwiesen im Gasterntal, den grünen Sandstein in Bern, den hellen in Murten, den güldenen in Neuenburg und den grauen in Genf.
Falls Sie jetzt noch ein paar Ausflugstipps brauchen, die kommen nachgeliefert: Er habe die Augen trunken von der Majestät des Vierwaldstätter- und des Walensees, den Klippen des Glarnerlands und den schroffen Gipfeln im Wallis. Fondation Beyeler, Universitäten, Kreativität, Spin-offs, Innovation, Piazza Grande, malerische Dörfer, Kirchtürme, Lauben, die Süsse der Gastfreundschaft.
Haben wir etwas vergessen? Gut, ich habe ein paar Dinge übersprungen, die eher nicht so wichtigen. Irgendwo in der Mitte, gut versteckt, hat Monsieur l’ambassadeur auch noch diesen anderen Satz gesagt: «Mais la France aussi c’est bien.»