NGO-Chef stellt sich der Polizei wegen illegaler Flüchtlingshilfe
Nach den Ermittlungen gegen Sarah und Yusra Mardini stellt sich heute Mittwoch ein Leiter einer NGO der Polizei auf Lesbos.
Das Wichtigste in Kürze
- Griechenland klagt eine NGO wegen illegaler Flüchtlingshilfe an.
- Der Chef der NGO hat sich heute Mittwoch der Polizei gestellt.
Der Chef der Nichtregierungsorganisation Emergency Response Centre International (ERCI) ist auf der griechischen Insel Lesbos festgenommen und der Justiz vorgeführt worden. Er habe sich freiwillig der Polizei gestellt, berichtete die halbamtliche griechische Nachrichtenagentur ANA-MPA heute Mittwoch. Ihm und Dutzenden Mitarbeitern seiner und anderer Hilfsorganisationen wird Mitgliedschaft an einem illegalen Netzwerk für Flüchtlingshilfe vorgeworfen. Unter den Angeklagten ist auch die syrische Flüchtlingshelferin Sarah Mardini, die seit fast drei Wochen in einem Gefängnis in Piräus in Untersuchungshaft sitzt.
Sarah und ihre Schwester Yusra Mardini sorgten 2015 für Schlagzeilen: Damals sollen die beiden Schwimmerinnen ein Flüchtlingsboot stundenlang mit einem Seil hinter sich gezogen haben, das vor der Insel Lesbos in Seenot geraten war. Danach liessen sie sich in Deutschland nieder.
Hintergrund der Ermittlungen
Zahlreiche Mitglieder von mindestens drei Nichtregierungsorganisationen (NGO) sollen auf der Ostägäisinsel Lesbos als Schleuser tätig gewesen sein. 30 Menschen, darunter 24 Ausländer, haben laut Polizei systematisch die Überfahrt von Migranten von der Türkei nach Griechenland unterstützt.
Die Polizei war auf die Tätigkeit einer der NGOs aufmerksam geworden, als sie im Februar zwei ihrer Mitglieder festnahm, die auf Lesbos mit einem Fahrzeug mit gefälschten Kennzeichen des griechischen Heeres gefahren seien. Danach folgten monatelange Ermittlungen und Beobachtung der NGOs, hiess es aus Kreisen der Polizei.