Niedrigere Inflation in vielen Teilen der Welt erwartet
Experten rechnen inzwischen mit niedrigeren Inflationsraten für das laufende Jahr als noch vor drei Monaten. Auf lange Sicht steht Westeuropa besonders gut da.
Das Wichtigste in Kürze
- Experten erwarten weltweit niedrigere Inflationsraten.
- So nimmt die Inflation in den meisten Regionen ab.
- Die weltweit höchste Inflation wird für das laufende Jahr in Ostafrika prognostiziert.
In vielen Teilen der Welt könnte die Inflation im laufenden Jahr niedriger ausfallen als zunächst erwartet.
Darauf deutet eine Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter gut 1400 Ökonomen in 133 Ländern hin. Allerdings liegen die weltweiten Erwartungen für 2023, 2024 und 2026 im Mittelwert weiter deutlich über den langjährigen Durchschnitten der Vor-Corona-Jahre. «Wir werden uns auf hohe Inflationsraten einstellen müssen», sagt Ifo-Forscher Niklas Potrafke.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen sind gewaltig: Am niedrigsten sind die Prognosen für das laufende Jahr in Nordamerika mit 4,5 Prozent Inflation, im südöstlichen Asien mit 4,8, in Westeuropa mit 4,9 und Ostasien, wozu China gehört, mit 5,0 Prozent. Für sie fallen die Inflationserwartungen um 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte niedriger aus als vor drei Monaten.
Höchste Inflationsraten in Ostafrika
Deutschland zieht dabei den Schnitt für Westeuropa nach oben: Hierzulande erwarteten die Ökonomen im laufenden Jahr 5,8 Prozent. Für die EU insgesamt werden im Schnitt 7,5 Prozent erwartet – hier kommen unter anderem hohe Erwartungen in einigen osteuropäischen Ländern wie Ungarn zum Tragen.
Die weltweit höchsten Inflationsraten für das laufende Jahr prognostizieren die Ökonomen in Ostafrika mit 110 Prozent. Das sind 80 Punkte mehr als im ersten Quartal. In Nordafrika sind es 64 Prozent – 31 Punkte mehr als vor drei Monaten. In Südamerika hat sich die Lage dagegen ein gutes Stück weit beruhigt: Hier hat sich die erwartete Inflation im laufenden Jahr mit 23 Prozent fast halbiert.
Auf längere Sicht erwarten die Experten in fast allen Regionen sinkende Inflationsraten. Ausnahmen sind Ostasien mit China, wo für das kommende Jahr ein Anstieg auf 5,6 Prozent erwartet wird, bevor es wieder nach unten geht und Zentralasien, wo 2026 höhere Werte prognostiziert werden.
Weltweiter Mittelwert von 7,0 Prozent
Die weltweit niedrigsten Inflationsraten in den kommenden Jahren werden in Westeuropa mit 3,4 Prozent 2024 und 2,6 Prozent 2026 prognostiziert. Dahinter folgt Nordamerika mit 3,5 und 2,7 Prozent. Auch in der EU sinken die Werte – allerdings nur auf 4,8 Prozent im kommenden Jahr und 3,3 Prozent 2026. Noch am höchsten ist die Prognose für das Jahr 2026 in Nordafrika mit 29 Prozent, Ostafrika mit 22 und Zentralasien mit 17,5 Prozent.
Unter dem Strich ergibt das laut Ifo im weltweiten Mittelwert eine erwartete Inflationsrate von 7,0 Prozent für das laufende Jahr. 2024 erwarten die Experten 6 Prozent, 2026 4,9.
Für die weltweite Zahl zieht das Ifo hier allerdings nicht – wie bei den anderen Werten – den Durchschnitt der Prognosen, sondern den Median heran. Dieser Mittelwert wird von einzelnen extremen Zahlen weniger stark beeinflusst.
So ergibt sich beispielsweise aus den Zahlen 1, 2, 3, 4 und 100 ein Durchschnitt von 22 und ein Median von 3.