Paar (80) verzichtet trotz Armut auf Sozialleistungen
Ein Ehepaar, beide 80, verliert sein Vermögen – nun kommen die beiden nur dank Minijobs durch. Sozialleistungen würden sie nie annehmen – das sei demütigend.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein deutsches Ehepaar, beide 80 Jahre alt, verzichtet trotz Armut auf Sozialleistungen.
- Almosen annehmen? Das würde sie nur noch mehr herunterziehen.
- Der tragische Auslöser der Armut: Sie hatten mit Aktien ihr ganzes Vermögen verloren.
Ein deutsches Ehepaar (beide 80) hat vor über zehn Jahren sein ganzes Vermögen verloren. Und kommt jetzt nur knapp über die Runden. Trotzdem verzichten die beiden auf Sozialleistungen des Staats – das sei demütigend, sagt Rolf Teuscher.
Das Ehepaar lebt von einer gemeinsamen Rente von etwa 2100 Euro pro Monat. Nach Abzug der Kosten für Strom und Gas bleiben ihnen nur noch etwas mehr als 1300 Euro zum Leben übrig.
Rolf Teuscher sagt im Interview mit «Focus»: «Inzwischen sind wir beide 80 und ohne unsere Jobs wüsste ich nicht, wovon wir einkaufen sollten. Dabei geht es wirklich nur ums Nötigste.»
Vom Wohlstand zur Bedürftigkeit
Er arbeitet als Helfer in einer Reparaturwerkstatt. Seine Frau unterstützt bei Büroarbeiten im Golfklub. Zusammen verdienen sie pro Monat zwischen 640 und 700 Euro zusätzlich zur Rente.
In besseren Zeiten genoss das Paar ein unbeschwertes Leben mit Ferien in Italien und Golfspielen. Das Paar besass eine erfolgreiche Fleischerei.
Doch dann der Schicksalsschlag: Ein fehlgeschlagener Investitionsplan mit Tochter und Schwiegersohn führte zu erheblichen Verlusten. Sie hatten geplant, einen Teil ihres Geldes in Aktien anzulegen. Die Folge: ein Verlust von 130'000 Euro.
Trotz rechtlicher Schritte gegen die Bank blieben Rolf und Ursula ohne Entschädigung – ein weiterer Schlag für das Paar. Der Tochter versuchten sie es vorerst aus Scham zu verheimlichen – bis es nicht mehr ging. Nun kann das Ehepaar mietfrei in der Wohnung der Tochter und deren Mann wohnen.
Die Last der Scham
Trotz dieser schwierigen Umstände lehnen es Rolf und Ursula ab, staatliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen. «Als langjähriger Selbstständiger liegt es mir ohnehin fremd, mich in die soziale Hängematte zu begeben.» Die Almosen würden ihn nur weiter herunterziehen.
Für kurze Zeit letztes Jahr konnte das Paar seine schwierige Situation vergessen. «Meine Frau nannte mich verrückt, als ich vorschlug, einen Teil des Notgroschens für eine Woche Italien auszugeben. Es musste einfach sein nach mehr als zehn Jahren, ich wäre sonst verrückt geworden. Es war ein Traum.»