Papst Franziskus hat mit einem Klaps seine Komfortzone kundgetan
Knigge-Expertin Agens Jarosch erklärt, warum der Klaps des Papstes ein natürlicher Reflex war. Und wie Papst Franziskus sich künftig besser schützen könnte.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Gläubige zerrte Papst Franziskus auf dem Petersplatz zu sich.
- Der Papst wehrte sich mit einem Klaps auf die Hand der Frau.
- «Reflex», erklärt Knigge Expertin Agnes Jarosch und rät dem Papst zum High Five.
Silvester in Rom, Jubel auf dem Petersplatz. Papst Franziskus ist da, schüttelt Hände, winkt, lächelt – und will weitergehen. Als er sich bereits abgewandt hat, packt ihn eine Gläubige bei der Hand und zieht ihn zu sich zurück.
Der Papst versucht vergebens, sich zu lösen. Die Nähe bereitet ihm sichtliches Unbehagen. Schliesslich behilft er sich mit einem Klapps auf die Hand der Frau.
Das Video des päpstlichen Geduldsverlustes ging viral. Das Internet brachte dem «menschlichen» Papst viel Verständnis entgegen.
Papst Franziskus entschuldigt sich
Dennoch entschuldigte das katholische Kirchenoberhaupt sich in seiner Neujahrsmesse für seinen Kontrollverlust. Und nutzte die Gelegenheit, um sich gegen «jede Gewalt an Frauen» auszusprechen. Er habe ein «schlechtes Beispiels» geboten.
Grund für ebendieses ist allerdings nicht potenzielle Gewaltbereitschaft des Pontifex. Vielmehr habe es sich bei Franziskus’ Reaktion um einen Reflex gehandelt, erklärt Agnes Jarosch.
Natürliche Distanzzonen
Jarosch ist Vorsitzende des Deutschen Knigge-Rates. Eine Frau also, die von berufswegen weiss, was sich gehört. Gegenüber dem «Donaukurier» erklärte sie, Menschen hätten von Natur aus eine Distanzzone. Je nach Kultur, in der sie aufgewachsen sind, liege diese zwischen 50 und 60 Zentimetern.
«Wenn uns jemand unvorbereitet zu sich heranzieht und dadurch das Distanzbedürfnis nicht gewahrt wird, dann ist es eine ganz normale Reaktion, dass wir uns nicht wohl fühlen und auch aggressiv werden können», so Jarosch.
Automatischer Reflex des limbischen Systems
Diese Reaktion werde nicht nur einen bewussten Entschluss bedingt. Vielmehr sei sie ein Produkt des limbischen Systems. Diese Region in unserem Gehirn verarbeitet Emotionen, steuert automatische Körperfunktionen – und Reflexe.
Grenzenlos anhängliche Fans kennt allerdings nicht nur der Papst zahlreiche. Berühmte Persönlichkeiten begeben sich ohne Personenschutz gar nicht erst in grosse Menschenmengen. Dennoch komme es immer mal wieder vor, dass etwa ein Rockstar einem Paparazzo die Kamera zerschlage, weil dieser ihm zu nahe kam, so Jarosch.
Um Nähe-Konflikte im Alltag zu vermeiden, empfahl die Knigge-Expertin dem Papst statt des Händeschüttelns den High Five. Dabei wird der Unterarm angewinkelt, das Gegenüber spürt den Widerstand und weiss sofort: Bis hierhin und nicht weiter. Ganz ohne warnende Worte – oder Klapps auf die Hand.