Papst Franziskus unterschreibt neue Sozial-Enzyklika in Assisi (I)
Es war die erste Reise, die Papst Franziskus seit der Corona-Pandemie machte. In der italienischen Stadt Assisi unterzeichnete er seine dritte Enzyklika.
Das Wichtigste in Kürze
- Paps Franziskus unterschrieb seine dritte Enzyklika in Assisi (I).
- Sie beschäftigt sich unter anderem mit dem Zusammenhalt der Menschen.
- Der Text der «Fratelli tutti»-Enzyklika soll am Sonntag veröffentlicht werden.
Papst Franziskus hat in der italienischen Pilgerstadt Assisi seine dritte Enzyklika unterschrieben. Sie beschäftigt sich mit der Gerechtigkeit in der Welt und dem Zusammenhalt der Menschen.
Seine letzte Enzyklika ist fünf Jahre alt. Das neue Grundsatzdokument trägt den italienischen Namen «Fratelli tutti». Der Besuch in Assisi, rund 150 Kilometer nördlich von Rom, war die erste kurze Reise des Papstes seit der Covid-19-Pandemie. Die Folgen der Corona-Krise dürften in der Enzyklika ebenfalls eine Rolle spielen.
Der Text von «Fratelli tutti» selbst soll erst am Sonntagmittag im Vatikan in Rom veröffentlicht werden. Der Titel wurde anfangs grob mit «Alle Brüder» übertragen, was aber für Unmut bei Frauen in der Kirche gesorgt hatte.
Eine Enzyklika ist eine zentrale Botschaft an die katholische Weltkirche. Oft richtet sie sich auch an eine noch grössere Gruppe von Menschen.
Messe wegen Corona «privat»
Vor der Unterschrift feierte er in der Unteren Basilika am Grab seines Namensgebers, des Heiligen Franz von Assisi, eine Messe. In der Krypta sassen auf den Holzbänken wegen der Corona-Einschränkungen nur rund 20 Menschen. Darunter etwa Kardinal Agostino Vallini, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb.
Die meisten trugen Corona-Schutzmasken. Der Kirchenstaat hatte im März als Vorsichtsmassnahme wegen der Viruskrankheit die Reisetätigkeit von Franziskus gestoppt. Der Besuch in Assisi war als «privat» eingestuft worden. Pilger waren nicht zugelassen.
Der 83-Jährige kam nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa im Auto in der Stadt in Umbrien an. Aus dem Wagen habe er einigen Menschen zugewinkt. Dass der Argentinier in die Heimat des Franziskaner-Ordens reiste, kann als symbolische Geste gewertet werden.
Sie unterstreicht, welchen hohen Stellenwert er der neuen Sozial-Enzyklika gibt. Unterwegs besuchte er das Kloster der Klarissen von Vallegloria in Spello, wie Ansa schrieb. Der Papst sollte vermutlich noch am Samstagabend in den Vatikan zurückkehren.
Papst über die Enzyklika
Kurz vor dem Termin schrieb Franziskus zur Enzyklika auf Twitter: «Das Bemühen um den Aufbau einer gerechteren Gesellschaft setzt die Fähigkeit zur Brüderlichkeit voraus. Einen Geist der menschlichen Gemeinschaft.» Manchmal wird das italienische Wort für Brüderlichkeit in dem Zitat auch mit «Geschwisterlichkeit» übersetzt.
Die neue Enzyklika ist das dritte derartige Lehrschreiben von Franziskus seit seinem Amtsantritt im März 2013. Im selben Jahr gab er «Lumen fidei - Licht des Glaubens» heraus.
Es folgte 2015 eine «Umwelt-Enzyklika» («Laudato si - Über die Sorge für das gemeinsame Haus»). Dieser Text enthielt den Aufruf zum Umdenken im Klimaschutz und wurde weltweit breit beachtet.
Der deutsche Kardinal Reinhard Marx erwartet von der neuen Enzyklika einen Impuls gegen Nationalismus und religiöse Abgrenzung.