Georg Gänswein, langjähriger Privatsekretär von Benedikt XVI., wird Vatikan-Botschafter im Baltikum.
Ein umstrittener Mann in der katholischen Kirche: Erzbischof Georg Gänswein.
Ein umstrittener Mann in der katholischen Kirche: Erzbischof Georg Gänswein. (Archivbild) - Andrew Medichini/AP/dpa

Papst Franziskus schickt den langjährigen Privatsekretär seines Amtsvorgängers Benedikt XVI., den Deutschen Georg Gänswein, als Vatikan-Botschafter ins Baltikum. Wie der Heilige Stuhl am Montag mitteilte, wird Gänswein in Vilnius sogenannter Apostolischer Nuntius. Als Botschafter wird er die Interessen des Vatikans in Litauen, Estland und Lettland vertreten.

Derzeit hat der 67-Jährige kein Amt. Im Juni 2023 hatte Franziskus Gänswein nach Freiburg versetzt, wo sich dessen Heimatbistum befindet. Das Verhältnis zwischen Franziskus und Gänswein gilt seit geraumer Zeit als angespannt. Der gebürtige Schwarzwälder hatte sich nach dem Rücktritt Benedikts XVI. 2013 fast zehn Jahre lang als engster Vertrauter um den emeritierten Pontifex gekümmert.

Gänsweins Buch löste Kontroverse aus

Unmittelbar nach dessen Tod am 31. Dezember 2022 veröffentlichte er ein Buch. In Deutschland kam «Nichts als die Wahrheit» bis auf Platz eins der Sachbuch-Bestsellerliste. Darin äusserte sich Gänswein enttäuscht über Franziskus und veröffentlichte teils private Briefe.

Daraufhin versetzte der Papst ihn zurück in die Heimat. Mehrfach äusserte Gänswein sein Unbehagen darüber, dass Franziskus ihn ohne Aufgabe nach Deutschland geschickt hatte. Franziskus warf dem Deutschen seinerseits in einem Buch einen «Mangel an Menschlichkeit» vor und beschuldigte ihn, Unwahrheiten über ihn verbreitet zu haben.

Verlust des Postens als Präfekt

Gänswein war fast drei Jahrzehnte im Vatikan tätig. 1995 wurde er nach Rom gerufen, wo er dann innerhalb der Kurie in die Glaubenskongregation kam, die Nachfolgerin der Römischen Inquisition. Joseph Ratzinger, so der bürgerliche Name von Benedikt XVI., war dort damals Präfekt. 2003 machte er Gänswein zu seinem Assistenten.

Seit Ende 2012 war Gänswein Präfekt des Päpstlichen Hauses und hatte damit einen der wichtigsten Posten im Vatikan inne. Franziskus beurlaubte Gänswein dann vor wenigen Jahren und entzog ihm den Posten wenige Monate vor der Zwangsversetzung nach Freiburg im Breisgau ganz.

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