Pfahlbaumuseum am Bodensee erweitert: Neubau lockt mit prähistorischen Funden und Multimediaschau.
Pfahlbaumuseum
Der Neubau des Pfahlbaumuseums in Unteruhldingen am Bodensee, Deutschland, ist fertiggestellt. Foto: Felix Kästle/dpa - KEYSTONE

Zwischen Meersburg und Überlingen liegt die kleine Bodensee-Gemeinde Uhldingen-Mühlhofen (D). Das dortige Freilichtmuseum zieht jährlich Hunderttausende an. Nun ist das Pfahlbaumuseum erneut gewachsen.

Ein mehr als 14 Millionen teurer Erweiterungsbau ist in den vergangenen anderthalb Jahren auf dem Gelände auf der deutschen Seite des Bodensees entstanden. Acht Jahre lang wurde geplant, wie Museumsdirektor Gunter Schöbel erklärte. Der Neubau aus Holz ähnle einem umgedrehten prähistorischen Einbaum-Boot.

Darin sei ein grosses Besucherzentrum entstanden mit einer Multimediaschau. Auf rund 1000 Quadratmetern gebe es auch eine neue Ausstellungsfläche für prähistorische Funde. In das 8000-Seelendorf Uhldingen-Mühlhofen pilgern jährlich um die 300'000 Steinzeit-Fans.

23 Häuser auf Stelzen: Einblick in Menschheitsgeschichte

23 Häuser auf Stelzen sind dort im Bodensee zu sehen, die Einblicke in 3000 Jahre Menschheitsgeschichte geben sollen. Die Nachbauten sind mehr als hundert Jahre alt und Unesco-Weltkulturerbe.

Die Forschung an Land und unter Wasser, die auch im Museum betrieben werde, löse noch viele Rätsel rund um die Siedlungen. Pfahlbauten habe es in vielen Regionen gegeben. Der Museumsdirektor geht von etwa zwei Millionen Pfählen allein im Bodensee aus.

Noch heute würden die Hölzer erforscht. Durch die Jahresringe werde das Alter des Holzes bestimmt. Als Weltkulturerbe geniessen die Pfahlbauten um die Alpen seit 2011 besonderen Schutz. «Der Titel bringt Anerkennung, aber kein Geld.»

Finanzierung und Preise

Der Neubau sei durch Rücklagen aus Eintrittsgeldern und Krediten finanziert worden, die vom Pfahlbau-Verein gesammelt wurden. Acht bis zwölf Euro koste der Eintritt. In diesem Jahr sollen die Preise nicht steigen.

In der Wissenschaft werde darüber gestritten, warum sich die Menschen auf dem Wasser niedergelassen haben, erklärte Schöbel. Die eine Fraktion sage aus Sicherheitsgründen, um sich etwa vor Gefahren und Feinden an Land zu stützen. Die andere gehe davon aus, dass es um Teilhabe am Handel ging.

«Man sass am Wasser und war über den See relativ schnell überall». Das Bauen sei durch die weiche Beschaffenheit des Bodens unter Wasser relativ einfach gewesen. Man habe nicht, wie an Land, erst ein Loch buddeln müssen.

Tiny Houses der Steinzeit

«Durch das Eigengewicht lässt sich der Pfahl relativ einfach in den Seeboden anbringen, verbindet sie quer, macht Wände und ein Dach darauf – und fertig ist das Tiny House aus der Steinzeit».

Das Pfahlbaumuseum ist seit der Eröffnung 1922 immer wieder um prähistorische Nachbauten erweitert worden. Filmproduzenten wurden früh auf das Dorf auf Stelzen aufmerksam. Teile der Apple-TV-Serie «Foundation», die im Herbst 2021 auf dem Streamingdienst veröffentlicht wurde, entstanden in Unteruhldingen.

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