Pristina: Männer vergewaltigen Mädchen – Polizeichef tritt zurück

Etienne Sticher
Etienne Sticher

Kosovo,

Nach der Massenvergewaltigung einer Elfjährigen tritt Kosovos Polizeichef zurück. Fünf Verdächtige wurde verhaftet, drei davon sind minderjährig.

Kosovo
Nach der Vergewaltigung einer Elfjährigen kam es in mehreren Städten im Kosovo zu Protesten. - Twitter

Das Wichtigste in Kürze

  • In Pristina wurde eine Elfjährige von fünf Männern vergewaltigt.
  • Im ganzen Kosovo kam es zu Demonstrationen.
  • Der Polizeichef tritt wegen «persönlicher Gründe und des beruflichen Gewissens» zurück.

In mehreren kosovarischen Städten gehen die Menschen auf die Strasse, um ihr Entsetzen und ihre Wut zum Ausdruck zu bringen. Grund dafür ist die schreckliche Vergewaltigung eines Mädchens (11) in einem Park in Pristina.

Das Mädchen wurde am Samstag von fünf Personen während mehrerer Stunden vergewaltigt. Alle mutmasslichen Täter sind in Polizeigewahrsam, schweigen aber, wie «Pristina Insights» berichtet. Drei der Verhafteten sind noch minderjährig.

Der Polizeichef des Kosovos, Samedin Mehmeti, hat wegen des Vergewaltigungs-Falls seinen Rücktritt erklärt. Auf Facebook begründet Innenminister Xhelal Svecla den Rücktritt mit «persönlichen Gründen und dem beruflichen Gewissen». Premierminister Albin Kurti habe bereits den ehemaligen Stellvertreter Fehmi Hoti zum Interims-Polizeichef ernannt.

Kosovo: Häufig milde Urteile bei sexueller Gewalt

Im Kosovo werden Vergewaltigungen laut der «Sun» mit fünf bis zehn Jahren Gefängnis bestraft. Ist das Opfer minderjährig, liegt die Strafe bei fünf bis 20 Jahren. Zumindest in der Theorie. Häufig fällen Gerichte in Fällen sexueller Gewalt milde Urteile.

Wie eine von «Pristina Insights» zitierte Studie zeigt, wurden zwischen 2015 und 2020 über 500 Anklagen wegen sexueller Gewalt erhoben. In 140 Fällen gab es eine Freiheitsstrafe, in 79 nur eine Geld- oder Bewährungsstrafe. 189 Verfahren wurden wegen Verjährung eingestellt.

Ein Demonstrant in Pristina fordert deshalb, dass die Behörden die Arbeit der Richter und Staatsanwälte überprüften. Sie sollten schauen, dass «sie ihre Arbeit richtig machen», wenn es um Fälle sexueller Gewalt gehe.

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