ProSieben lehnt Fusion mit Axel Springer oder Bertelsmann/RTL ab
ProSiebenSat.1 sieht sich stark genug für eine Zukunft auf eigenen Beinen und hält nichts von einer Fusion mit einem deutschen Medienunternehmen. An einem Zusammengehen mit Axel Springer oder Bertelsmann/RTL wolle man nicht mitwirken.
Dies sagte ProSieben-Chef Rainer Beaujean der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ) laut Vorabbericht vom Dienstag. «Neben einer abnehmenden Meinungsvielfalt gäbe es zahlreiche regulatorische Hürden, die zu überwinden wären.»
Der seit gut einem Jahr amtierende Konzernchef fügte hinzu: «Einen solchen defensiven Schritt wollen wir deshalb nicht verfolgen, sondern uns voll und ganz darauf konzentrieren, unser Wachstum fortzusetzen.»
Beaujean hatte bereits vor zwei Wochen betont, ProSiebenSat.1 komme mit seinem Dating-Geschäft und anderen Online-Portalen besser durch die Krise als reine Medienunternehmen. Dies galt auch als Spitze gegen den eigenen Grossaktionär Mediaset, der ProSieben bei seinen Wachstumsplänen in Europa stärker einbinden will.
Nun sagte Beaujean der «FAZ», für ihn sei eine Fusion mit dem italienischen Rivalen nicht sinnvoll. Es gebe keinen Mehrwert, weder im Programm noch im Produkt. «Mediaset ist zu 100 Prozent Fernsehanbieter, hängt an den schwankenden Werbeerlösen, was sich auf die Profitabilität des Geschäfts auswirkt.» Dies sei genau das Gegenteil zu der Entwicklung von ProSiebenSat.1.
Thomas Rabe, zugleich Chef von Bertelsmann und dessen Fernsehtochter RTL, hatte in einem Interview gesagt, er könne sich bei einem Einlenken der Kartellämter eine Übernahme von ProSiebenSat.1 vorstellen. Rabe plädiert für Zusammenschlüsse in der TV-Branche auf Länder-Ebene und will mit der Fusion der RTL-Tochter M6 und dem Sender TF1 einen nationalen Champion in Frankreich schmieden, um Netflix&Co Paroli bieten zu können.