Proteste für getöteten Adama Traoré in Frankreich
Der US-Protestbewegung schliessen sich auch tausende Menschen in Frankreich an. Der Tod von George Floyd erinnert an das Schicksal von Adama Traoré.
Das Wichtigste in Kürze
- Zehntausende erinnern an ungeklärten Tod eines 24-jährigen Schwarzen.
Anlass für eine nicht genehmigte Kundgebung in Paris waren neue medizinische Befunde zum Tod eines schwarzen jungen Mannes. Dieser verstarb im französischen Polizeigewahrsam im Jahr 2016. Nach den Demonstrationen kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei und zu Festnahmen.
Die Demonstrationen in Paris und anderen Städten standen unter dem Motto «Gerechtigkeit für Adama Traoré». Der 24-Jährige war in Polizeigewahrsam gestorben, nachdem er Widerstand gegen die Festnahme seines Bruders geleistet hatte. Eine neue Untersuchung im Auftrag der Familie geht davon aus, dass der junge Schwarze erstickte.
Traoré erlitt dasselbe Schicksal wie George Floyd
Zuvor wurde er von der Polizei bäuchlings am Boden fixiert - ähnlich wie der Afroamerikaner George Floyd in den USA. Eine juristisch angeordnete Untersuchung macht dagegen Vorerkrankungen und Drogenkonsum für Traorés Tod verantwortlich.
«Die Proteste in den USA haben ein Schlaglicht auf die Ereignisse in Frankreich geworfen», sagte Adama Traorés ältere Schwester Assa. «Wer heute für Georges Floyd kämpft, kämpft auch für Adama Traoré». Protestteilnehmer trugen Schilder mit englischsprachigen Slogans wie «Black Lives Matter» und «I can´t breathe». «Ich kann nicht atmen» hatte Floyd gestöhnt, während ein weisser Polizist ihm sein Knie in den Nacken drückte.
Nach der Pariser Kundgebung kam es zu Ausschreitungen, wie Reporter der Nachrichtenagentur AFP beobachteten. Polizeiwagen wurden mit Steinen und Flaschen beworfen, Barrikaden, Mülleimer und Fahrräder angezündet.
Die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein. In Paris nahmen die Behörden 17 Menschen in Gewahrsam. In Städten wie Lille, Marseille und Lyon gab es insgesamt sieben Festnahmen.
Adama Traoré Affair: Polizeichef weist Vorwürfe zurück
Die Pariser Polizeipräfektur hatte die Proteste untersagt - aus Sorge vor Ausschreitungen, aber auch zum Infektionsschutz. Versammlungen von mehr als zehn Menschen sind als Anti-Coronavirus-Massnahme in Frankreich derzeit untersagt.
Der Pariser Polizeichef Didier Lallement nahm seine Behörde gegen die Vorwürfe in Schutz. Die Pariser Polizei sei «nicht gewalttätig und auch nicht rassistisch», schrieb Lallement in einem Brief an seine Mitarbeiter.
Bereits am Montagabend hatten in der Pariser Vorstadt Bondy rund hundert Menschen gegen Polizeigewalt demonstriert. Zuvor war ein 14-Jähriger bei einem Polizeieinsatz schwer am Auge verletzt worden. Der Jugendliche hatte offenbar ein Mofa stehlen wollen.
Nicht der erste Vorfall von Polizeigewalt in diesem Jahr
Noch zwei weitere Fälle von möglicherweise exzessiver Polizeigewalt hatten seit Jahresanfang in Frankreich für Empörung gesorgt. Ein 42-jähriger Lieferfahrer war im Januar nach einer Polizeikontrolle am Pariser Eiffelturm erstickt. Die Polizisten drückten den Familienvater bäuchlings auf den Boden, er erlitt dadurch einen Kehlkopfbruch. In der südfranzösischen Stadt Béziers starb im April ein 33-Jähriger, nachdem er mit dem Gesicht nach unten fixiert wurde.