Prozess gegen Erzbischof von Lyon wegen Nichtanzeige von Missbrauch

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Frankreich,

Der Erzbischof von Lyon, Philippe Barbarin, soll einen ihm bekannten Missbrauchsskandal nicht weiter verfolgt haben. Dafür steht er nun vor Gericht.

Philippe Barbarin auf dem Fahrrad in Rom.
Philippe Barbarin, der Erzbischof von Lyon, steht morgen vor Gericht. In der Katholischen Kirche Frankreichs galt er lange als eine Art Shootingstar. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Erzbischof von Lyon muss wegen Vertuschung von sexuellen Übergriffen vor Gericht.
  • Er soll Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester nicht weiter verfolgt haben.

In Frankreich müssen sich von Montag an der Erzbischof von Lyon, Philippe Barbarin, und weitere Geistliche wegen Vertuschung sexueller Übergriffe vor Gericht verantworten. Barbarin wird vorgeworfen, Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester nicht weiter verfolgt zu haben – dieser soll in den 1980er Jahren gegen Dutzende Kinder übergriffig geworden sein. Angestrengt wurde das Verfahren von einem Opferverein. Barbarin bestreitet jegliche Vertuschung.

Kardinal Barbarin galt Beobachtern zufolge lange als ein Shootingstar der katholischen Kirche in Frankreich. Im Sommer 2002 wurde er mit nur 51 Jahren Erzbischof von Lyon und damit höchster katholischer Würdenträger Frankreichs. Das Amt des Primas der katholischen Kirche in Frankreich ist traditionell mit dem Amt des Erzbischofs von Lyon verbunden. 2003 und 2013 wählte er den neuen Papst mit. «Eine untypische Figur der Kirche», nannte ihn etwa der Sender France Info.

Gegen Heirat von Homosexuellen

Schnell sorgte der neue Erzbischof damals für Aufsehen – stellte etwa in einem Interview das Pflichtzölibat infrage. Später sprach er sich gegen die Heirat Homosexueller und Adoptionen durch gleichgeschlechtliche Paare aus. «Danach werden sich Paare aus drei oder vier Personen bilden wollen. Dann, vielleicht eines Tages, wird das Inzestverbot fallen», sagte er 2012 dem Sender RCN und löste eine heftige Debatte in Frankreich aus.

Barbarin und weiteren Geistlichen wird nun vorgeworfen, im Jahr 2007 die Vorwürfe der sexueller Belästigung Minderjähriger gegen einen Priester aus den 1980er Jahren unter den Teppich gekehrt zu haben. In einem Interview der Zeitung «Le Monde» erklärte Barbarin 2017, dass dieser Priester ihm versprochen habe, dass seit 1991 nichts mehr vorgefallen sei. «Ich habe das dann zu überprüfen versucht und wir haben nichts gefunden.» Er habe damals nicht vertuscht, allerdings räumte er auch Fehler ein. «Heute würden wir uns nicht mehr so verhalten», sagte Barbarin damals im Gespräch mit der Zeitung.

Gipfel wegen Missbrauchs in der Kirche

Im Sommer 2018 initiierte ein Geistlicher des Bistums Valence eine Petition gegen Barbarin mit der Forderung nach seinem Rücktritt, die schnell zahlreiche Unterstützer fand.

Berichte über den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch katholische Priester erschüttern die Kirche immer wieder. Für Anfang Februar hat Papst Franziskus deshalb Bischöfe aus aller Welt zu einem Gipfel in den Vatikan eingeladen.

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