Retter in Türkei geben Hoffnung auf Überlebende auf
Nach den Erdbeben schwindet in der Türkei auch wegen der Kälte die Hoffnung, Überlebende zu finden. Die Bewohner machen der Regierung auch Vorwürfe.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Retter in der Türkei arbeiten unermüdlich, doch die Hoffnung schwindet.
- Die meisten geborgenen Menschen seien tot, viele Leichen gefroren.
- Oftmals werden auch nur Körperteile gefunden, die Identifizierung wird dadurch erschwert.
Nach den heftigen Erdbeben im Südosten der Türkei und dem Norden Syriens sind bereits weit über 10'000 Menschen gestorben. Helfer suchen weiterhin nach unzähligen Vermissten in den Trümmern der über 6000 eingestürzten Gebäude. Doch die Hoffnung beginnt zu schwinden.
Ein Retter in Kahramanmaras sagt gegenüber dem «Guardian», er hoffe, noch lebende Menschen aus den Trümmern befreien zu können. Doch die meisten, die er gefunden habe, seien bereits tot gewesen.
Laut einer anderen Helferin würden häufig sogar nur Körperteile gefunden. Diese seien oft so zerstört, dass es schwierig sei, die Leichen zu identifizieren. Einmal habe sie einer Familie einen Arm zeigen müssen, in der Hoffnung, sie würden ihn erkennen.
Mehmet schaffte es nach den Erdbeben selbst aus den Trümmern, wie er dem «Guardian» sagt. Nun suche er nach seinem Bruder und seiner Schwägerin. «Ich kann nur hoffen, aber es scheint zu spät.» Auch wegen des Wetters besteht für viele Verschüttete wenig Hoffnung: In der türkischen Stadt Kahramanmaras fallen die Temperaturen in der Nacht auf unter Null.
Auch in der Kleinstadt Pazarcik, rund 35 Kilometer entfernt, hat die Kälte wohl zu einigen Toten geführt: Er ziehe seit dem Morgen Leute aus den Trümmern, sagt einer der Helfer. «Einige der Leichen sind wegen der Kälte gefroren. Ich glaube nicht, dass es noch Hoffnung gibt, Überlebende zu finden.» Augenzeugen in der Stadt berichten auch, dass die Stimmen, die sie am Montag noch gehört hätten, am Dienstag verstummt seien.
Die Bewohner von Pazarcik, wo die Opposition viele Wähler hat, kritisieren die Regierung von Recep Tayyip Erdogan. Sie hätten mehrere Tage lang keine Hilfe erhalten, die Bergungs-Teams der Katastrophenschutzbehörde seien zu spät gekommen. «Die Regierung gibt nur Orten Hilfe, die für sie stimmen», klagt ein Bewohner.