Rettungsschiff darf 236 Bootsflüchtlinge nach Sizilien bringen
Das Rettungsschiff «Ocean Viking» hat die Erlaubnis, 236 Flüchtlinge in Sizilien an Land zu bringen. Die Besatzung erzählt von grausamen Funden auf dem Meer.
Das Wichtigste in Kürze
- SOS Méditerranée darf mit 236 Flüchtlinge in Sizilien an Land bringen.
- Das Rettungsschiff «Ocean Viking» rettete die Flüchtlinge am letzten Dienstag.
- Sie waren mit zwei Booten in Seenot geraten.
Die Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée darf 236 gerettete Bootflüchtlinge in Italien an Land bringen. Ihr Schiff «Ocean Viking» habe von den zuständigen Behörden den Hafen von Augusta auf Sizilien zugewiesen bekommen. Das teilte die Nichtregierungsorganisation am Samstag in Berlin mit.
Die Besatzung der «Ocean Viking» hatte die Flüchtlinge am Dienstag aus zwei in Seenot geratenen Schlauchbooten im zentralen Mittelmeer gerettet. Fünf Tage zuvor hatte das Rettungsschiff stundenlang bei schlechtem Wetter nach einem Boot gesucht. Zu diesem hatte es einen Notruf gegeben. Doch fand die Besatzung schliesslich nur noch ein zerborstenes Schlauchboot und zahlreiche im Wasser treibende Tote.
«Die Überlebenden, die wir heute an Land bringen können, sind erleichtert, endlich an einen sicheren Ort zu kommen.» Das erklärte die Geschäftsführerin von SOS Méditerranée Deutschland, Verena Papke. «Doch bei den Rettenden hinterlässt das dramatische Erlebnis des Schiffbruchs mit 130 Toten in der vergangenen Woche Trauer und Bitterkeit.»
Die «Ocean Viking»-Besatzung habe «das dringende Bedürfnis, Europas Öffentlichkeit über die schockierende Realität, die sie im Mittelmeer erlebt haben, aufzuklären». Schuld daran sei die «EU-Abschottungspolitik».
Seebehörden seien «menschenverachtend»
«In Libyen ausgebeutete Menschen haben keine andere Wahl, als die Flucht über das Mittelmeer zu riskieren», hob Papke hervor. Diese Zustände in Libyen seien «den politisch Verantwortlichen in der EU wohl bekannt». Dennoch entschieden sie sich bewusst dafür, nicht selbst zu retten, sondern dafür Libyens Küstenwache zu finanzieren. Auf diese Weise halte die EU «den Kreislauf der Gewalt und Menschenrechtsverletzungen aufrecht».
Papke kritisierte, dass sich die Seebehörden weigerten, die Einsätze von zivilen Rettungsschiffe wie der «Ocean Viking» zu koordinieren. Dies sei «zutiefst menschenverachtend».
Nach offiziellen Zahlen starben im vergangenen Jahr über 1200 Menschen bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Experten gehen jedoch von einer hohen Dunkelziffer aus.