Ukraine-Krieg: Marina Owsjannikowa aus Hausarrest geflohen
Die russische Journalistin Marina Owsjannikowa wurde wegen ihrer Kritik am Ukraine-Krieg unter Hausarrest gestellt. Nun ist sie geflohen.
Das Wichtigste in Kürze
- Marina Owsjannikowa rief im russischen TV zum Kriegs-Protest auf.
- Die Journalistin wurde bis am kommenden Sonntag unter Hausarrest gestellt.
- Jetzt ist sie geflohen – in Russland wird nach ihr gefahndet.
Die russische Fernsehredakteurin Marina Owsjannikowa wurde wegen ihrer Kritik am Ukraine-Krieg bekannt. Vom Kreml wurde sie daraufhin unter Hausarrest gesetzt – und ist nun nach eigenen Angaben aus diesem geflohen.
Die 44-Jährige schrieb am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram: «Ich betrachte mich als völlig unschuldig. Unser Staat weigert sich, sich an seine eigenen Gesetze zu halten.»
Sie weigere sich deshalb, sich seit dem 30. September 2022 an die ihr auferlegte Zwangsmassnahme zu halten, so Owsjannikowa. «Ich entlasse mich selbst aus dem Hausarrest.»
Der Hausarrest war nach früheren Angaben zunächst bis zum kommenden Sonntag angesetzt worden. Owsjannikowa steht inzwischen auf einer Fahndungsliste. Der Arrest wurde verordnet, weil sie wegen der Verbreitung von angeblichen Falschinformationen über die Russen-Streitkräfte angeklagt ist.
Gegen die Journalistin läuft ein Strafverfahren. Dabei drohen ihr der Agentur Interfax zufolge zwischen fünf und zehn Jahren Haft. Die frühere Journalistin machte zunächst keine Angaben zu ihrem Aufenthaltsort.
Kritik am Ukraine-Krieg im Live-TV
Die bis dahin als linientreu geltende Mitarbeiterin des Ersten Kanals des russischen Staatsfernsehens hatte Mitte März für Aufsehen gesorgt. In einer Live-Nachrichtensendung hatte Owsjannikowa ein Anti-Kriegs-Plakat in die Kamera gehalten. Danach hielt sie sich einige Monate im Ausland auf und arbeitete zeitweilig für die deutsche Zeitung «Die Welt». Mitte Juli protestierte sie in Sichtweite des Kremls erneut gegen den Ukraine-Krieg.
In ihrer Hausarrests-Zeit hätten die Ermittler versucht so zu tun, als sei im Ukraine-Krieg kein einziges Kind gestorben, schrieb Owsjannikowa. Dabei kritisierte sie Verteidigungsminister Sergej Schoigu und seinen Sprecher Igor Konaschenkow. «Wir alle wissen, dass diese beiden Herren nicht einen einzigen Tag an der Front waren. Sie haben keine Ahnung von der Zahl der zivilen Opfer.»