Schauspielerin Lis Verhoeven gestorben

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Deutschland,

Theaterregie war lange eine Männerdomäne. Die Schauspielerin Lis Verhoeven setzte sich trotzdem durch und wurde sogar Intendantin. Nun ist sie tot - traurige Tage für ihre Tochter Stella Adorf, ihren Bruder Michael Verhoeven und seine Ehefrau Senta Berger.

Die Schauspielerin Lis Verhoeven im Jahr 2000 in München. Foto: Ursula Düren
Die Schauspielerin Lis Verhoeven im Jahr 2000 in München. Foto: Ursula Düren - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihr Vater war der Theatermann Paul Verhoeven, ihr Bruder ist der Regisseur Michael Verhoeven und ihre Schwägerin die berühmte Schauspielerin Senta Berger.

Ihr ganzes Leben lang war Lis Verhoeven Theater, Film und Fernsehen eng verbunden.

Viele Jahre lang stand sie auf der Bühne und vor der Kamera und machte sich einen Namen als Theaterregisseurin. Nun ist die Wahlberlinerin gestorben, mit 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, wie ihre Tochter Stella Adorf am Freitag der Deutschen Presse-Agentur in München sagte.

Am 11. März 1931 wurde sie in Frankfurt am Main geboren. Nach der Ausbildung an der Otto-Falckenberg-Schule in München folgten viele Auftritte, etwa an den Schauspielhäusern in Frankfurt und Hamburg oder an den Münchner Kammerspielen unter ihrem Vater. Daneben war sie in Fernsehfilmen und Serien zu sehen. Und ihr Bruder Michael holte sie vor die Kamera, als er den Kinofilm «Die weisse Rose» drehte.

Doch immer Befehle von Regisseuren zu befolgen, war der energischen Darstellerin zu wenig. Sie wollte in eine Männerdomäne eindringen und selbst inszenieren. «Man hat mir nie Steine in den Weg gelegt. Aber Regie war damals eben unüblich für Frauen», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. Sie war überzeugt: Das Handwerkszeug dazu würde sie mitbringen, hatte sie doch mit namhaften Regisseuren wie Oskar Fritz Schuh oder Heinz Hilpert gearbeitet. «Meine Laufbahn als Schauspielerin am Theater war auch eine Regieschule», beschrieb sie.

Lis Verhoeven setzte sich durch: «Sie hat dafür gekämpft und hat dann auch wirklich noch richtig Karriere gemacht in dem Beruf», erinnert sich Stella Adorf an ihre Mutter. 1983 gab diese ihr Regiedebüt am Teamtheater in München mit Ferdinand Bruckners Drama «Krankheit der Jugend» mit Ulrich Tukur und erhielt dafür prompt den Münchner Theaterpreis. Viele Inszenierungen folgten, am Alten Schauspielhaus in Stuttgart oder am Volkstheater Wien. 1994 wurde sie dann für sechs Jahre Intendantin der Kreuzgangspiele Feuchtwangen.

Ein schicksalhaftes Engagement hatte Lis Verhoeven 1962. Bei der Deutschlandtour des Südstaaten-Dramas «Endstation Sehnsucht» von Tennessee Williams war Mario Adorf dabei. Die beiden verliebten sich. Ihrer kurzen Ehe entstammt die 1963 geborene Tochter Stella, die sich auch fürs Schauspiel entschied.

Die Familie war Verhoeven wichtig. Was wäre aus Michael Verhoeven geworden ohne seine grosse Schwester? «Lis hatte in meiner Pubertät die schwierige Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ich meine Hausaufgaben mache und die Schulhefte sorgfältig eingebunden sind - das war damals Pflicht!», sagte er mal der Deutschen Presse-Agentur. «Da ich das natürlich alles nicht machen wollte, hat schliesslich Lis meine Hausaufgaben gemacht, und meine Hefte schön eingebunden. Und ich hab mich noch nicht mal bei ihr bedankt.»

Nun herrscht Trauer, doch die Verstorbene stand dem Alter unbekümmert gegenüber. So wie an ihrem 85. Geburtstag, als sie verkündete: «Es wird lustig, zu gehen und es wird kein einziges Wort fallen über die Unbill des hohen Alters.»

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